Schöne Männer braucht das Land
Selbst die beste Single läuft Gefahr, ungehört als Frisbee im Container iu landen. Gar zu schrecklich und nicht zu bewältigen ist die zentnerschwere Masse der täglich produzierten Platten, die es zu hören gilt. Vielleicht wäre es der Maxi „Still After You“, dem Erstlingswerk der Berliner Formation CLUB E, trotz ausreichender Qualität ebenso ergangen, wenn nicht Bijan und Sadru einen kreativen Riegel vor den Container geschoben hätten: Sie deklarierten „Still After You“ – eine gefühlvolle, aber schmalzfreie Tanznummer, durch spritzige Effekte und qualmlosem Gesang, noch zusätzlich belebt — zum ersten Teil eines Konzeptes, das erst live oder auf Video zur Geltung kommt. Aus der sicherlich nicht neuen Erkenntnis heraus, daß man mit dem Auge ißt, entwickelten sie mit der New Yorker Choreografin Judith Flex und der Berliner Modedesignerin Ute Reitmeier eine passende Präsentation. Den Tanz benutzen sie als Träger ihrer Musik und als Models zeigen sie aktuelle Mode, in diesem Falle bunte Folklore, abenteuerliche Avantgarde. Bei Bijan und Sandru wirkt das im Gegensatz zu vielen anderen Smarties aus der Pop-Klasse recht natürlich und deshalb stimmungsvoll. Damit auch das nicht irgendwann langweilig wird, wollen sie jede neue Produktion auf andere Art und Weise vorstellen. Für eine ganze LP steht da viel Arbeit und Stoff bevor. Und als ob das nicht genügt, fordern sie die Konsumenten zum Mitmachen auf. CLUB E soll nach Vorstellung der beiden Vereinsmeier eben ein richtiger Club werden, in dem jeder Mitglied werden kann, Ideen auf die konstruktive Ebene gehoben werden, und der Spaß den ersten Vorsitz einnimmt. Der Eintritt ist frei, die Maxi kostet leider was.