Sigue Sigue Sputnik


Hochverehrtes Publikum! Ich heiße Sie im Namen der SSS-Direktion aufs herzlichste willkommen zu „Menschen, Tiere, Sensationen“, hier und heute im Endzeit-Volksparkstadion. Hier werden Sie noch ordentlich beschissen, hier bekommen Sie für Ihr sauer verdientes Geld noch adäquat saures Bier. Unser Motto heute abend:

Willst Du samstags was erleben, laß dir Wella-Haarspray geben!

Alles ist neu, alles ist Neon, alles ist zynisch, zeitgeistig und vor allem „post“: postmodern, post- nuklear, post- koital, post- proletarisch, Post- Punk, Kom- Post.

Und hier kommen sie schon, die Akteure des heutigen Abends: Meine Damen und Herren. Sie werden weder Augen noch Ohren trauen! Mega-Vixe Yano Ya Ya. unsere hochgeschossene Mörderblondine nimmt ihren Platz hinter dem sorgfältig präparierten Keyboardcomputer ein. Mit vollendeter Grandezza steuert sie nun die packend-penetrante Sequencer- Figur, die uns die folgenden 50 Minuten durch das Programm begleiten wird.

Schon nach den ersten Sekunden dieser epochalen Darbietung erleben Sie den Einstieg der beiden gnadenlosen Gladiatoren Ray Mayhew und Chris Kavanagh an den Trommelfellen. Oh ja! Wir können uns zwo Stück leisten! —- die mit ihren schlanken Knüppelhölzern trotz völliger Absenz von Talent eine atemberaubende Trefferquote von 80% erreichen.

Doch Sie sind natürlich nicht zu zweitausenden hierher gekommen, um sich damit schon zufriedenzugeben. Wollt Ihr die totale Satisfaktion? Jaaa??? Ihr sollt sie haben! Es stürmt der Leibhaftige in Gestalt von Neil X in die Arena! Zwischen drei Haarteilen und ebensoviel erlernten Gitarrengriffen haben Sie nun das Privileg, der müdesten Gitarre zwischen Bratislava und Los Angeles lauschen zu dürfen. Die abgekautesten Punk-Riffs werden vom zweiten Saitenfeger unterstützt — es handelt sich hierbei um keinen Geringeren als den Intendanten unseres Orchesters höchstpersönlich … Applaus für Tony James, der noch bis vor kurzem sein Dasein als dahinmodernde Rückkopplung aus allerersten Punk- Tagen fristete. Was für eine Karriere!

Aber nun … bitte halten Sie Ihren Atem für die nächste knappe Stunde an … der glitzernde Jahrhundertstern am Firmament der feuchten Träume: Martin Degville! Jubel! Jaaaa! Beachten Sie bitte seinen einzigartigen Hüftschwung, auch wenn’s die einzige bemerkenswerte Bewegung seiner Performance bleibt. Und hören Sie seine Stimme! Welch Wohlklang! Mit dem Intonations-Potential einer durchschnittlichen Alpenkuh röhrt diese Offenbarung von einem Mann alle Ansätze von Melodie in Grund und Boden.

Auch wenn Sie nun, verehrtes Publikum, sich enttäuscht von der Bühne abwenden … wir knallen Ihnen unsere Zugabe auch noch ins Gesicht, ob Sie wollen oder nicht!

Und bevor Sie nun endgültig entschwinden, möchte ich Ihnen noch ein kleines Wort mit auf den Nachhauseweg geben. Frei nach dem rumänischen Dichter und Denker Peter Makkay. der da einst sagte: „(…) Wenn Du gehst, dann geht nur ein Teil von Dir, denn der andre, — die Knete … die bleibt hier!“

Gute Nacht.