Sie können es nicht lassen; fast scheint es, als sei es ihnen ein liebes Spiel geworden: die Vereinigung, die Reunion, der Wiederbelebungsversuch totgesagter Rock-Giganten der 70er. Aus Yes und ELP wurde Asia, Genesis schrumpft sich weiter gesund (und sollte eigentlich die“.Phil Collins Band“ heißen). Yes rappelte sich vor zwei Jahren zum (letzten?) erfolgreichen Endspurt auf. Eigentlich darf jeder mitmachen, der mindestens das 35. Lebensjahr erreicht hat und irgendwann schon mal im Rockzirkus zu Ruhm und Ehren gekommen ist.
GTR heißt das neueste Kapitel in diesem weitverzweigten Stammbuch der Rock-Inzucht, ihre Begründer sind Hackett und Howe. Steve & Steve, die letzten Guitar-Heroes der oben genannten und zuletzt vielgeschmähten Bombast-Bands, verzichten allerdings — im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen — auf die Zuhilfenahme weiterer „Big Names“, sondern rekrutierten ihre Begleit-Truppe aus dem Heer der zwar talentierten, aber bislang glücklosen Musici. So stehen neben Steve Hackett und Steve Howe der Bassist Phil Spalding (Ex-Toyah und Mike Oldfield) sowie Drummer Jonathan Mover (Ex-Marillion) für die rhythmischen Belange gerade; Max Bacon (Ex-Bronz) übernahm den Part des Lead-Sängers.
Steve Hackett zu dieser Besetzung: „Mit den Leuten, die in dieses Projekt involviert waren, schlich sich auch ein gewisser Perfeketionismus ins Studio, denn schließlich wollten alle Aspekte und Erfahrungen der einzelnen Musiker berücksichtigt werden. Obwohl wir alle bis auf Jonathan britisch sind, klingt unsere Musik ziemlich amerikanisch, was wohl am Gesangsstil unseres Sängers Max Bacon liegt.“
Amerika scheint auch der anvisierte Markt für dieses Projekt zu sein: jedenfalls plazierte sich die erste Single-Auskoppelung („When The Heart Rules The Mind“) gleich in den Top 40 der US-Charts: in den kommenden sechs Wochen wird die Band dort eine ausgedehnte Tournee absol vieren.
Was die europäischen Fans betrifft, so steht eine Live-Präsentation allerdings noch in den Sternen. „Klar, wenn die LP gut läuft, kommen wir auch nach Europa und Japan. Warten wir’s ab, vielleicht war die ganze Angelegenheit auch nur ein Schuß in den Ofen.“
Soviel Bescheidenheit in Ehren,doch von Seiten des Managements (Ex-Yes-Manager Brian Lane zieht die Faden) und der Plattenfirma sind die Erwartungen gewaltig. Vielleicht sollte Steve Hackett gemeinsam mit seinem alten Genesis-Kollegen Mike Rutherford singen: „All I Need Is A Miracle“…
