Julian Dawson – As Real As Disneyland
Wenn Briten und Deutsche in der Politik genauso effektiv zusammenarbeiten würden wie im Plattenstudio, wäre die Europäische Gemeinschaft ein Kinderspiel. Julian Dawson ist gebürtiger Londoner, hat sich aber viel auf dem Kontinent herumgetrieben und vor drei Jahren Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit und Unknown Cases-Keyboarder Helmut Zerlett getroffen. Ihre erste gemeinsame Single „Cold, Cold World“ wurde zwar oft und gern im Radio gespielt, richtig ins Rollen kam Dawsons Gruppe The Flood damit trotzdem nicht.
Das wird sich jetzt ändern. AS REAL AS DISNEYLAND ist allerfeinste Popmusik zwingend tanzbar oder spannend-verhalten — und absolut hitverdächtig, weil Dawsons Melodien unweigerlich zum Mitsingen verführen, ohne daß man sich dabei für die Texte schämen müßte. Der multi-talentierte Glatzkopf schreibt Fernsehkrimis in Songform („She Screams At Hirn In Silence“), malt sich den atomaren Knall aus (,.The Spark Of Human Kindness“), erlebt den Machtrausch eines Discjockeys („Cindy Dolls“) oder pinkelt Kollegen ans Bein, die Urwaldrhythmen und exotische Volksmusik profitabel in Pop-Hits verwursten („Steal That Beat“, gewidmet Malcolm McLaren).
Seine außergewöhnliche musikalische Bandbreite verdankt das Album einem hochkarätigen Aufgebot unterschiedlichster Individual-Talente. Außer Liebezeit und Zerlett waren auch noch Traffic/Can-Bassist Rosko Gee, Sängerin Lynda Hayes, Gitarrist Jay Stapley und sogar Saiten-Legende Richard Thompson (Fairport Convention etc.) im Studio. Bei drei Songs spielt auch noch ein gewisser Wilber E. Kryme Gitarre — wer zu faul ist, das Pseudonym zu enträtseln, schlägt im Rocklexikon unter „Soft Boys“ nach oder schaut mal, wer die Songs für Katrina & The Waves schreibt.
AS REAL AS DISNEYLAND hat alles, was das Herz begehrt: Folk-Roots und Gitarren-Synthesizer widersprechen sich ebensowenig wie herbe Drums und wunderschöne Melodien oder Dawsons Mundharmonika und die herrlichen Hawaiigitarren-Sounds der Keyboards. So soll’s sein: „an intelligent mix of traditionell acoustic sotinds and modern technology“, schreibt Dawson in den ausführlichen Cover-Notizen.