Kurz und Gut


Folgen Sie uns bitte aufs Bahnhofs-Klo – in die letzte Kabine, ganz hinten rechts. Die schaut zunächst aus wie alle anderen auch, aber nachdem Sie die Tür geschlossen haben, sehen Sie auf einmal einen Fernseh-Bildschirm. Und wenn Sie Ihren Allerwertesten auf die Brille fallen lassen, schalten Sie den Apparat ein — das Programm beginnt. „Viva!“ präsentiert einen bunten Reigen Kurzfilme für jeden Geschmack und jede Laune. Wer sich auf diesem Klo nicht amüsiert, soll sich runterspülen.

Lieber Toileuenbenutzer! Nachdem der Kurzfilm aus den deutschen Kinos inzwischen völlig verschwunden ist, freuen wir uns, ihnen zumindest hier eine kleine Auswahl bieten zu können …“ Thomas Bohn und Detlef Stichling, die im letzten Jahr mit ihrem Werbespot für „amnestv international“ den Goldenen Löwen von Cannes gewonnen haben, sichteten über 100 deutsche Kurzfilme. Sie suchten 13 aus, drehten die Scheißhaus-Rahmenhandlung dazu und setzten einen flotten Rocksong obendrauf, der all den brotlosen Kurzfilmern Mut zum Durchhalten machen soll.

Den Untertitel „Das Schrillste aus der Kurzfilm-Szene“ nimmt man tunlichst nicht allzu ernst. Satire, Reportage, Kritik. Psycho-Krimi, selbst eine gesamteuropäische PersonalityShow lassen sich auch in ein paar Minuten aushandeln — in der Kürze liegt die Würze. Bettina Bayerl illustriert zeichentrick-drastisch die Gebrauchsinformation der Anti-Baby-Pille. Thomas Bonn spendiert ein paar Runden Box-Training, Jochen Ehmanns Jäger aus Kurpfalz erschießt auch Wandersleut. Joachim Keck scratcht mit Tischtennisspielern und Wollgarn: Büld serviert die ultimativ-deutsche Antwort auf sex and crime: Beziehungskiste und Flcisehermesser.

Der Kurzfilm-Sampler bietet 80 Minuten spaßige, besinnliche und spannende Unterhaltung — Unmut über die Auswahl kann eigentlich nur bei nicht berücksichtigten Kandidaten laut werden. Dann macht halt mehr „Vivas“!