Bug vs. Earth
Concrete Desert
Ninja Tune/Rough Trade
Ja, Kevin Martin und Dylan Carlson haben ein gemeinsames Ambient-Album aufgenommen. Bleibt nur die Frage: Warum?
Die beiden Protagonisten dieser Platte könnten gegensätzlicher kaum sein: Auf der einen Seite Kevin Martin, der als The Bug (und unter etlichen anderen Künstlernamen) wegweisende Musik veröffentlicht, nimmermüde unterwegs zwischen Dub, Industrial und Elektronik. Auf der anderen Seite Dylan Carlson von Earth, der sich zunächst lange Jahre als One-Trick-Pony durch seine Karriere dröhnte, ehe er die typischen Gitarrenstrudel um Elemente von Folk, Country und Stoner Rock ergänzte. Was die beiden eint, ist lediglich die Tatsache, dass sie auf ihrem gemeinsamen Album seltsam formschwach klingen. Dass im CONCRETE DESERT keinerlei Oasen zu finden sind, ist dabei größtenteils Dylan Carlson anzukreiden.
Gerade die Stücke auf der ersten Hälfte des Albums scheitern immer auf eine ähnliche Art und Weise: Beats und Soundscapes von Kevin Martin dominieren das Geschehen, bauen langsam eine bedrohliche Atmosphäre auf, ehe Carlson seine ewig dröhnenden Gitarren über sie hinwegfliegen lässt und aus teils interessanten Ansätzen einen Einheitsbrei fabriziert, der den Grundideen des Projekts nicht gerecht wird. Doch auch Martin ist nicht gerade in Höchstform: Einen stumpfen Beat wie „Don’t Walk These Streets“ erwartet man eher in den Voreinstellungen eines Keyboards, nicht auf dem Album zweier Musiker, die es in ihren Nischen immerhin schon längst zu Kultstatus gebracht haben.
Erst spät, im vierzehnminütigen Titelstück, gelingt den beiden doch noch ein sehr feiner, psychedlisch vor sich hinfließender Klangteppich, ohne dass sie sich dabei ständig im Weg stehen. Danach ist das Album allerdings schon vorbei. Wenn CONCRETE DESERT dennoch eine Sache unter Beweis stellt, ist die Vielseitigkeit des Labels Ninja Tune. Dessen 25. Geburtstag war der ursprüngliche Anlass für die beiden dort gesignten Musiker, ein gemeinsames Konzert zu geben. Dass daraus nun sogar ein ganzes Album entstanden ist, darf einem getrost egal sein. Warten wir lieber auf die nächsten Solowerke.