Girls gegen Boys: Babes In Toyland & Manie Street Preachers
HAMBURG. Die zufällige Überschneidung der Tourpläne führte zwei völlig unterschiedliche Bands und ein dementsprechend gemischtes Publikum in die Markthalle. Teenager und Alt-Punks freuten sich auf die Manie Street Preachers und wollten erleben, wie die letzte Bastion britischen Rock-Rotzlöffeltums amerikanischen Invasoren ä la Guns N“ Roses Paroli zu bieten suchten. Dagegen lockten Babes In Toyland, auch dank erfolgreichem Support auf der ’90er Sonic Youth-Tour. ein eher studentisches Publikum an. Boys gegen Girls also.
Als vielleicht wichtigste Vertreter des .,Girlism“-Trends machten die Babes von Beginn an klar, daß eine Frauenband weder Bangles-Nettigkeiten noch Cock-Rock-Stereotypen imitieren muß. Kaum ist ihr kratziger Gitarrensound ins Bewußtsein gedrungen, da füllt Kat Bjellard den Raum mit einem Schrei, der jeden Quadratzentimeter Haut erzittern läßt. Im Stile eines aufgedrehten Gremlins fegt Miss Bjellard über die Bühne, peitscht die Gitarre ohne Rücksicht auf zart-besaitete Hörnerven und läßt auch stimmlich keinen Durchhänger zu. Lori Barbero, Trommlerin mit der Figur eines LKW-Fahrers, schleudert dazu beseelt die Rasta-Locken. Nicht nur der Ausstrahlung wegen ein Klasse-Gig.
Stimmung gut, Halle warm — als Manie Street Preacher brauchte man sich nur noch hineinlegen. Aber was machten die Waliser? Unbeholfen wie eine Schülerband auf der Suche nach dem richtigen Ton staksten sie auf der Bühne herum. Einzig Frontmann James „Dean“ Bradfield deutete gewisse Klasse an. doch ansonsten lag das einzige skandalträchtige Element ihrer Show in der musikalischen Inkompetenz. Rocker-Posen allein regen niemanden auf, und so strömten die Besucher schon bald scharenweise Richtung Ausgang.