New Order: Technologische Chaoten: New Order kehren nach vierjähriger Pause auf die Bühne zurück


Dublin. Die Sache stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Unter dem Banner von „Peace Together“ sollte für ein friedliches Zusammenleben in Nordirland geworben werden. Doch die Londoner Show mußte mangels spielwilliger Bands abgesagt werden; die Show in Belfast ebenfalls, nachdem Peter Gabriel abgesprungen war.

Auch in Dublin gab’s Probleme. Am Vortage gab Sinead O’Connor ihre Absage bekannt. „Unüberwindbare persönliche Probleme“ gab sie als Begründung an, nachdem sie ursprünglich verlauten ließ, um an dieser Veranstaltung teilnehem zu können sein, würde sie über Glasscherben gehen. So scharten sich denn schließlich um die 2000 Seelen im 8000er „Point Depot“. Und das, obwohl sich New Order bereit erklärt hatten, hier ihren ersten Auftritt nach vier Jahren steigen zu lassen.

Sänger Barney Sumner ist besoffen und lampenfiebrig und hat anfangs Mühe, seine Stimme am Song festzuzurren. Drummer Stephen Morris ist sich mit den (vielen) Konserven-Sounds in Sachen Speed nicht einig. Immerhin löst Gillian Gilbert die Samples und Synthi-Sounds an den ziemlich richtigen Stellen aus, und Peter Hooks Grunge-Baß rumpelt von Anfang an mit voller Kraft.

„Regret“, der jüngste Hit, gibt einen chaotischen Konzertbeginn ab: Die Band beweist, daß es auch für hochtechnologisierte Musiker durchaus möglich ist, Tohuwabohu zu kreieren. Und das macht sie sympathisch: Hier sind Menschen am Werk, nicht keimfreie Computer. Aber es ist auch ein Problem: Weil die Band mit Ausnahme von Hook völlig statisch dasteht, hängt ihre Konzertwirkung allein vom Hypnose-Effekt der Musik ab. Ein solcher entsteht im Durcheinander nur schwer.

Nach einem halben Dutzend Songs klappt’s dann aber doch: Der Evergreen „True Faith“ demonstriert satte Muskeln, „Bizarre Love Triangle“, „Fine Time“ und schließlich „Blue Monday“ deuten an, wie selbst eine Band, die minimale Kompromisse mit Image-Beratern eingeht, erhebliche Magie ausstrahlen kann.