Eher alternativ angerockter Dream Pop als Shoegaze, und leider gehen den halben Ex-Posterboys nicht nur bei stärkerem Seegang die Ideen aus.

Ähnlich wie beim gelungenen Slowdive-Comeback-Album erkennen wir auf dem ersten neuen Ride-Album nach über zwanzig Jahren den Willen zum künstlerischen Ausdruck über das Recyceln der alten Ideen hinaus. WEATHER DIARIES ist zum Teil in auffälligere elektronische Arrangements gefasst; Erol Alkan und der alte Band-Weggefährte Alan Moulder am Pult haben ihm zudem einen eingehegten, etwas zu stark komprimierten Klang verpasst. Macht ja nix: Wer ihre alten Platten hören will, soll ihre alten Platten hören. Auf denen schätzten wir die fein auszelebrierten Gesangsharmonien und vielschichtigen Gitarrenspur-Legearbeiten. Die haben Ride heute noch drauf. Dafür ist Loz Colberts Schlagzeugspiel austauschbar geworden. Vor allem aber hapert es am Liedmaterial.

Die wechselnd stürmisch ins Wah-Wah-Pedal tretende und verträumt kreiselnde Vorabsingle „Charm Assault“ und das vergnügt die Nase in die steife Brise haltende „Cali“ haben immerhin memorable Melodien. Ein vom Krautrock Richtung süße Melancholie geschossenes Gitarrenspacerockpopding wie „Lannoy Point“ bekommen Bands wie DIIV heute jedoch besser hin. Und gerade ihr großes Talent, atmosphärische Siebenminüter trotz immer stärkerem Seegang in eine zwingende Dramaturgie zu überführen, haben Mark Gardener und Andy Bell leider verloren.

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