Red Hot Chili Peppers
Bloodsugarsexmagik (1991)
Galten die Chilis schon jahrelang als heißer Un-I derground-Act, brachte ihnen erst der Wechsel zu einer weltweit operienden Mayor-Company den kommerziellen Durchbruch, am
Ende wurden von ihrem bis dato bereits fünften Album über zwei Millionen Stück abgesetzt. Die Platte zeigt die Band auf dem (bisherigen) Höhepunkt ihrer Kompositionskunst, hier entdeckt sie erstmals auch die leisen Töne. Trotz aller Live-Eskapaden bis hin zu Auftritten, bei denen die vier Chilis ihre männliche Blößen ausschließlich mit weißen Tennissocken verhüllen: Die ausgefeilten Songs der Peppers faszinieren auch ohne den energetischen Live-Eindruck beim bloßen Hören der CD durch schlaue, eingängige Melodien, gepaart mit brutalen Rhythmus-Arrangements. Eine Stärke, die eine ganze Generation von Rock-Bands unüberhörbar beeinflußt hat: Schon drei Jahre vor „Bloodsugarsexmagic* erschallten die Chili-infizierten Crossover-Metal-Funk-Klänge in jedem dritten US-Proberaum. Und das, obwohl Sänger Anthony Kiedis beileibe nicht über eine große Stimme verfügt. Dennoch entlockt er seinen Stimmbändern erstaunliche Klänge, mit denen er gnadenlos offenherzige Texte wie die Junkie-Ballade „Under The Bridge“ oder das selbstanklagende „Breaking The Girl“ herausschreit. Gitarrist John Frusciante pendelt zwischen überfallartigen Riffs und sanft gezupften Saitentupfern hin und her. Genau wie Bass-Monster Flea, der hier das erste Mal entdeckt, daß auch feinere Klänge überzeugen können. In den aufpeitschenden Funk-Hämmern wie „Suck My Kiss“ erweist sich Trommler Chad Smith als unverwüstlicher Turm in dem Chili-Chaos, als ein Mann mit Feuer in den Muskeln und Sinn für ultraexaktes Timing. Ein wesentlicher Faktor auf ihrer Gratwanderung zwischen brachialen und feinnervigen Songs war Producer Rick Rubin, der mit seinem sicheren Gespür für die raren Momente der Genialität im Laufe eines Studio-Tages die Chilis zu neuen Ufern führte.