5 frische Newcomer, mit denen Ihr in den Sommer starten könnt
Wir stellen Euch die fünf wichtigsten Newcomer des Monats Juli vor. Der ME-Radar 07/17 mit Lea Porcelain, Wandl, Ilgen-Nur, Noga Erez und Faye Webster.
Lea Porcelain
Julien Bracht und Markus Nikolaus, zusammen Lea Porcelain, haben zwei Jahre lang an ihrem Debütalbum HYMNS TO THE NIGHT gearbeitet. Seit sie im vergangenen Jahr ihre erste EP „Out Is In“ veröffentlicht haben, staunt man über den vibrierenden, dunkel schillernden Postpunk-Entwurf dieses Duos aus Frankfurt am Main. Lea Porcelains Songs gleichen häufig Collagen, geschrieben und aufgenommen an verschiedenen Orten der Welt. Die Idee für den Albumtitel „Hymns To The Night“ kam ihnen schließlich, als Nikolaus „Hymnen an die Nacht“ von Novalis las. Vielleicht klingt „Hymns To The Night“ deshalb so zeitlos, beseelt vom Manchester-Sound und doch nah an der Gegenwart.
Klingt wie: Joy Division, The XX, Echo and The Bunnymen
Mehr zu Lea Porcelain findet Ihr in der Musikexpress-Ausgabe 07/17.
Wandl
Notorische Trendjäger kennen ihn als Schlüsselproduzenten der neuen Hip-Hop-Welle um Yung Hurn und Crack Ignaz. Dabei ist Wandl eine Ein-Mann-Band – mit alter Seele und jeder Menge frischer Ideen. Mit 13 begann Lukas Wandl, am Laptop Beats zu basteln; parallel schrieb er zum Spaß Texte und studierte auf Limewire alles von Noise und Death Metal bis 90s-Pop, immer auf der Seite nach dem Sweetspot zwischen Kitsch und den abyssischen Abgründen der menschlichen Seele.
Besonders in den letzten zwei Jahre vergrub sich der heute 22-Jährige tief in seine Leidenschaft. Bis zu zehn Stunden täglich verbrachte er mit Reason und Rhodes. Ein Teil dessen, was dabei entstand, bildet nun Wandls erstes echtes Soloalbum IT’S ALL GOOD THO. Verrauschte Beats, verschiedene Instrumente und Wandls dezent in den Hintergrund gemischte Stimme fügen sich zu einem herzenswarmen Neuen, das gleichzeitig im besten Sinne alt und vertraut klingt.
Klingt wie: J Dilla, Frank Ocean, Yung Hurn
Hier geht es zur Rezension des Albums IT’S All GOOD THO. Mehr zu Wandl gibt es im Musikexpress vom Juli.
Noga Erez
Diese Frau kann Einiges. Nach dem Ausprobieren von Indie-Folk und Jazz, leistet Noga Erez ab sofort M.I.A. Gesellschaft auf dem Elektro-HipHop-Thron. OFF THE RADAR heißt das erste Album dieser israelischen Künstlerin, die selbst mit gesellschaftskritischen Statements zu Konflikten um ihre Heimat nicht hinter dem Berg hält. Dicke Bässe, fette Beats und reichlich Autotune stützen ihre starke Stimme. Breitbeiniges Empowerment, Wumms besitzen und bloß keinen Schritt zurückgehen: Gimmicks, die sowohl musikalisch als auch politisch dringender nicht sein könnten. Noga Erez schafft, das Ganze nicht nur wütend, sondern auch verspielt, verträumt und melancholisch klingen zu lassen.
Ilgen-Nur
Ilgen-Nur ist jung, treibt sich in LGBTQ-Zusammenhängen rum und ist Studienabbrecherin, die englischsprachigen, easy-listening bis verrotzten Indiepop mit Generation Y-Lyrics macht (eindringlichste Zeile: „Just try to be cool, but I feel like a fool“). Produziert wurde ihre erste EP „No Emotions“ von Max Rieger (Die Nerven, All diese Gewalt) und erscheint auf dem Kassettenlabel Sunny Tapes. Slacker, Selbstironiker, Lo-Fi-Liebhaber und Courtney-Barnett-Fans dürften hier ihren Soundtrack finden. Ilgen-Nurs Musik klingt wie diese unendlichen Nächte mit besten Freundinnen, in denen man Pläne schmiedet, die nie erfüllt, sondern viel lieber festgehalten werden wollen.
Faye Webster
Die 19-Jährige scheint irgendwie aus der Zeit gefallen. Während ihre Heimatstadt Atlanta und ihr Label Awful Records (Abra Father) eher durch HipHop oder R’n’B geprägt ist, macht sie entspannten Indie zwischen klassischen Folk und poppigen Country. Zu alldem macht sie als Fotografin auch noch tolle Portrait von Szenegrößen wie Lil Yacht und D.R.A.M.. Webster besitzt eine Gelassenheit, wie man sie schon seit den Siebzigern nicht mehr gesehen hat. Mit ihrem selbstbetitelten Album bringt Faye Webster RUMOURS zurück in unser aller Leben: ihre Stimme klingt verdächtig nach Stevie Nicks. Und bei allen verrückten Trends der letzten Jahrzehnte hört und fühlt sich das an wie nach Hause kommen.