Captain Beefheart


Safe As Milk (1967)

39 Alte Blues-Platten, in regelmäßigen Dosen verabreicht, können wundersame Wirkung auf die musikalische Entwicklung eines weißen Jungen haben — besonders wenn man sie, wie der Captain (mit bürgerlichem Namen Don Van Vliet) in Gesellschaft seines Nachbarn, eines gewissen Frank Zappa, in einer kleinen Stadt mitten in der Mojave-Wüste hört. Schon im jugendlichen Alter von 24 Jahren, als er „Safe As Mille“ aufnahm, klang Beefheart irgendwie uralt und sagenumwoben, ein bißchen wie Howlin‘ Wolfs exzentrischer Cousin, der seine verschrobenen Texte mit einer Stimme herauskrächzte, die klang, als habe er vor dem Frühstück mit einer Hand voll rostiger Nägel gegurgelt. Im Verlauf der nächsten zwei Alben löste sich Beefhearts künstlerisches Konzept dann endgültig in Skurrilität auf, aber auf seinem Debüt-Album ist es eigentlich nur das beinahe bösartige „Electricity“. das einen Vorgeschmack auf kommende Extravaganzen gibt. Alles andere ist ziemlich geradliniger Blues-Rock, der seine Authentizität der Slide-Gitarre des damals gerade mal 18jährigen Ry Cooder verdankt. Cooder schaffte es, die aufgesetzte Berechenbarkeit der zeitgenössischen weißen Blues-Bands zu durchbrechen. Für den Beefheart-Neuling ist „Safe As Milk“ also eine wesentlich ungefährlichere Sache als Van Vliets viertes Meisterwerk „Trout Mask Replica“ (siehe nächste Folge in Heft 12/93), dessen Blues-Roots von Produzent Frank Zappa weitgehend aus der Erde gezogen und auf einen ungeordneten Haufen verwirrter musikalischer Ideen geworfen wurden. Beefheart übrigens hat Ry Cooder seinen Ausstieg aus der Magic Band wenige Tage vor dem Monterey Pop Festival und die daraus resultierende Absage nie verziehen. Wäre der Captain in dem dazugehörigen Film zu sehen gewesen, besäße er heute wohl mehr als nur den „Kult-Status“, üb;r den er nie herauskam. Doch Van Vliet erkannte bald, daß sich seine Gesamtkunstambitionen ohnehin eher mit Pinsel auf Leinwand denn mit Stichel auf Vinyl zur vollen Blüte bringen ließen — er avancierte dann auch mit den Jahren zu einem in Kunstkreisen hochgeachteten Maler.