Vorhang auf! Meat Loaf live


NEW YORK. Der Blick eines Besessenen. Augen, die sich wie ein Zahnarztbohrer in Augen schrauben.

Meat Loaf sieht sich sein Publikum an. Minutenlang. Geht dabei auf und ab und schüttelt die viel zu langen Rüschenärmel. Fehlt nur noch, daß er die Leute rausjagt.

Das hat er früher schon gemacht — in der plüschseligen Brokat-Szenerie des kuscheligen „Hudson‘-Theaters aber fühlt man sich dabei so, als würde Steven King zum Nikolausabend ins heimische Wohnzimmer platzen. Meat glotzt und beginnt ein flehendes J’d do anything for Love“. Und dann geht der Vorhang auf. und sechs wahrhaftige Instrumente und einige tausend Megabyte Samplings bauen sich zu dieser typischen Fantasy-Soap-Opera-Geräuschpyramide auf, in der ein heldenhafter Springsteen im Fledermauskostüm mit dem bösen Schurken Mercury um die schöne Prinzessin Streisand ringt. Die Gitarren jaulen. Sechs schaurig-schöne Stimmen machen „Uuuuuh-uh-uuuuh!“

Das Publikum rast.

Meat Loaf testet am Broadway sein neues Live-Programm. Das Hinweisschild für die fünf Shows war etwa bierdeckelgroß und pappte draußen an der Tür. Sämtliche Shows waren in 20 Minuten ausverkauft.

Und während draußen hunderte Fans

die 46th St. blockieren, kämpft drinnen Gut gegen Böse. Sterben Freunde bei Motorradunfällen, erschlagen pubertierende Rock ’n‘ Roller schlafende Eltern mit Fender-Gitarren. Gibt es die ewigen Diskussionen auf dem Rücksitz von Papis Caddy. Meat Loaf will nicht erwachsen werden. Aber das macht er noch immer verdammt gut.

Und dann kommt nach der Pause ein lustig aussehendes Männlein im Smoking auf die Bühne, dessen Maare fast bis zu den offenen Nikes runterhängen, die er passenderweise zum Anzug gewählt hat. Meat Loaf sagt, das sei sein alter Freund Jim Steinman. Und Meat und Jim am Flügel singen eine „unplugged“-Version von „Heaven Can Watt“, und selbst Nicht-Romantiker finden das jetzt irgendwie ergreifend.

Weiter im Set: „Bat Out Of Hell“, „You Took The Words Right Out Of My Mouth“ in bombastischen 20-Minuten-Versionen. Und dann: „Paradise By The Dashboard Light“. Patricia Rousseau läßt nicht ganz so viele Hüllen fallen wie weiland Ellen Foley. Aber das ist auch so ziemlich das einzige, was die „Back To Hell“-Tour 1994 von der „Bat Out Of Hell“-Tour 1978 unterscheiden wird.