The Kinks – A Portrait


Rückblickend war es ein Riesen-Glück, daß die Kinks hinter den Stones und Beatles immer die dritte Geige spielten. Denn nur so konnte Raymond Douglas Davies in Ruhe sein Songwriter-Genie entfalten – ohne je von Superstar-Problemen behelligt zu werden. Dabei hatte er zu Beginn seiner Karriere schon den Heavy Metal-Sound erfunden: „You Really Got Me“ war das definitiv erste Hardrock-Gitarrenriff der Musik-Geschichte. Doch schon kurz nach diesem Mega-Hit erfanden seine Kinks die wohl feinsinnigste Rock-Variante, die die britische Popmusik in den 60er Jahren hervorbrachte: Wer sonst wagte es zu dieser Zeit, nicht die ewig langweilige Liebes-Litanei anzustimmen, nicht den öden Rock’n’Roller-Sex herauszuschwitzen, sondern statt dessen Kleinbürger-Träume. Arbeiteralltag oder skurrile Soziodramen in rockmusikalischen Angriff zu nehmen? Dazu noch mit verständnisinnigem Witz und scharfer Beobachtung: „Waterloo Sunset“ schimmert auch heute noch wie Herbstsonne, „All Day And All Of The Night“ klang schon 1965 besser als die Doors und „Dead End Street“ rennt bei aller Tristesse kämpferisch gegen Mauern. Selbst Davies Konzeptalben gelangen (zunächst): „Muswell Hillbillies“ von 1971 krönte diesen Ehrgeiz mit seiner lockeren Form, zeigt den Chronisten Davies auf der Höhe seines Könnens. Später gelang ihm das kaum noch, selbst die kleinen Songs fielen ihm unendlich schwerer. Aber eine satte Dekade lang waren die Kinks einmalig, unerreicht, bewegend gut. Daher ausnahmsweise eine „Best Of“ in den „100 Meisterwerken“: „A Portrait Of The Kinks“ (Castle Communications) vereint die 18 wichtigsten Pop-Perlen aus den Tagen, als die Davies-Feder noch Geniales aufs Notenpapier schrieb.