Jimi Hendrix Experience
Axis: Bold As Love (1967)
3 Von den drei „offiziellen“ Alben, die in der kurzen Geschichte der Jimi Hendrix Experience veröffentlicht wurden, ist „Axis“ das qualitativ unausgeglichenste. Die besten Stücke haben bis heute nichts von ihrem Glanz verloren. Dennoch gibt es hier auch einige Aussetzer: Die beschleunigten und verlangsamten Sprechstimmen auf „EXP“ sind alberner Hippie-Blödsinn, und“.She’s So Fine“ aus der Feder von Noel Redding kann nicht einmal als platter Popsong überzeugen. Zurückzuführen ist das wohl auf die musikalischen Differenzen innerhalb der Band, die bei den Aufnahmen für“.Axis“ allmählich zutage traten. Hendrix bewegte sich, was seine spielerischen Fähigkeiten anbetraf, in Siebenmeilenstiefeln vorwärts, und einzig Schlagzeuger Mitch Mitchell war stets in der Lage, ihm bei seinen wilden Exkursionen zu folgen. Auf dem LP-Debüt „Are You Experienced?“ hatte Hendrix Noel Redding oft gezeigt, welche Baßlinien er spielen sollte. Dafür war jetzt keine Zeit mehr, und Redding, der Mühe hatte, überhaupt noch hinterherzukommen, optierte für eine Rückkehr in seichtere Popgewässer. Eines der interessantesten Stücke auf „Axis“ ist „Spanish Castle Magic“, das Redding offensichtlich haßte. Niemand weiß genau, ob Hendrix den 8-Saiten-Baß auf dieser Aufnahme nicht doch selbst gespielt hat. „Castles Made Of Sand“ mit seinem Stream-Of-Consciousness-Text weist auf den wachsenden Einfluß Bob Dylans hin. ist aber schräger als jeder Dylan-Song. Die sanfte Ballade „Linie Wing“ dagegen war die erste Hendrix-Komposition, an der auch Jazzmusiker Gefallen fanden: Gil Evans arrangierte sie später für seine Bigband. Schade ist nur. daß die Aufnahme sehr abrupt und unsensibel endet — Beweis dafür, daß Produzent Chas Chandler mit Hendrix‘ neuer, jazzigerer Richtung offenbar nichts anfangen konnte.