Bomb The Bass


Er kam, produzierte und veränderte die musikalische Landschaft so radikal, wie es zu jener Zeit niemand hätte prophezeien können: 1988 veröffentlichte der Londoner Tim Simenon unter dem Projektnamen Bomb The Bass die Single ‚Beat Dis‘ – mit schlappen tausend Mark Produktionskosten eingespielt. Die Single wurde ein absoluter Megahit, läutete die Acid-House-Hysterie ein und den Kult um die DJs, die bald immer öfter zu Popstars werden sollten. Danach war in der Musikszene nichts mehr wie vorher: Nicht mehr der Mensch an Mikrofon oder Gitarre, sondern der/die, der/die am Mischpult stand, war plötzlich der Star. Der nimmermüde Tim Simenon experimentierte mit Chicago House, HipHop, Soul, Funk und elektronischen Geräuschen, noch lange bevor der Begriff „Techno“ en vogue war. Bomb The Bass blieb vorerst ein Seitensprung von Simenon, der sich zwischenzeitlich auch zu einem außerordentlich gefragten Producer mauserte und dazu beitrug, daß Leute wie Neneh Cherry und Seal zu Ruhm und Reichtum kamen. Sein zweites Album, ‚Unknown Territory‘ (1991) war eine kongeniale Reise ins Land der unerforschten Breakbeats, aber seiner Zeit um Wimpermschlag zu weit voraus, um Anfang der Neunziger die verdiente Anerkennung zu finden. Mit dem dritten Album ‚Clear‘, könnte die Zeit endlich reif sein: Simenon verblüfft mit einer Vielfalt, die es erlaubt, so unterschiedliche Talente wie Sinead O’Connor, den Dub-Poeten Benjamin Zephaniah, die amerikanische Literatin Leslie Winer und den Rapper Justin Warfield unter einen Hut zu bringen. „Ich lebe in meinem ureigenen Kosmos“, sagt das bescheidene Wunderkind, „wenn andere den Zugang finden, umso besser!“ Nichts da: Ein Stern ist aufgegangen – er steht schon lange am Himmel, aber erst jetzt können ihn alle scheinen sehen.