Von wegen Rio: Bei Samba aus Münster wirbeln die Gitarren


Drei Jungs lieben die Konfusion: Schon der Bandname, den Gitarrist Knut Stenert, Bassist Götz Grommek und Drummer Thomas Hoppe gewählt haben, lockt auf die erste falsche Fährte: Samba. Wer da spontan an südamerikanisches Temperament denkt, liegt total daneben. Samba hat nichts mit dem gleichnamigen brasilianischen Tanz am Hut — gemeint ist vielmehr jener legendäre Fußballschuh, der in den 7oern mit drei schwarzen Streifen am Fuß einen Modetrend kreierte, dem nicht nur die deutsche Nationalelf erlag. Die nächste Sackgasse im lustigen Samba-Rätselspiel führt zu Produzent Chris von Rautenkranz, der für die Aufnahme der Debüt-E.P. ‚Das Licht‘, verantwortlich zeichnet, und zu den Hamburger Soundgarden-Studios. Denn wer bei der Regie von Rautenkranz, seines Zeichens Tonmeister von Blumfeld und den Sternen, gleich auf eine neue Truppe aus der „Hamburger Schule“ schließt, der hat schon wieder Pech gehabt. Jetzt aber die Auflösung: Die drei mit dem Turnschuh kommen aus Münster in Westfalen und haben, so Knut Stenert, „mit der Hamburger Schule gar nichts zu tun“. Gleichwohl zwirbelt auch bei Samba die Gitarre schwer verzerrt durch den Verstärker und die Texte, die Knut „ohne Anspruch auf Message oder Diskurs“ mit viel guter Laune „aus wohlklingenden Wortgebilden“ zusammenbastelt sind — na klar — auf Deutsch abgefaßt. Überhaupt will sich so recht keine Schublade auftun: So verschreckte Songwriter Knut die Szene der heimischen Crossover-Skateboard-Hochburg, indem er sich mit Disco-Rollern in die Halfpipe stürzte und zudem noch in einer Ska-Band die Gitarre schwang. Auch mit neuen deutschen Rockern wie Selig will Samba nicht verglichen werden: „Die wollen verwegen und rockig sein und klauen doch nur bei Madonna oder Lenny Kravitz.“ Fragt man Samba nach der besten deutschen Band, kommt einhellig die Antwort: „Trio“. Nach ersten energetischen Gute-Laune-Songs wie „Das Licht (das auf mich scheint und aus dem Kühlschrank in meiner Küche kommt)“ will sich Samba auf dem im April erscheinenden Debütalbum ‚Zuckerkick‘ etwas vom Spaßfaktor verabschieden, denn, so Knut: „Jetzt kommen die traurigen Lieder.“