Von der „Hamburger Schule“ wollen Die Sterne nichts mehr wissen
Es war einmal, in den späten 80ern, da herrschte im hohen Norden der Republik Aufbruchsstimmung – die nationale Pop-Szene vermeldete mit der „Hamburger Schule“, eine Bewegung mit progressiven deutschsprachigen Bands wie Blumfeld, Cpt. Kirk & oder Die Sterne. Es ging dabei um Musik, die eingängig klang und zumeist mit den berühmt-berüchtigten drei Akkorden auskam, während in den Texten gar nicht genug palavert und intellektualisiert werden konnte. Biumfeld sind heutzutage beinahe Stars, Cpt. Kirk & sind nach wie vor Underground-Heroen und Die Sterne bewegen sich irgendwo mittendrin. „Aber vor allem“, meint Sänger Frank Spilker, „haben wir inzwischen überhaupt nichts mehr mit dieser unsäglichen ‚Hamburger Schule‘ zu tun. Das ist ein Begriff von An no Dazumal. Wir sind jetzt angetreten, um der lahmarschigen deutschsprachigen Pop-Musik gehörig in den Arsch zu treten.“ Und das tut das Quartett, am Eindrucksvollsten auf dem dritten Album ‚Posen‘. Das Schrammelige der Anfangstage ist einem höchst komplexen und dabei immer noch spontan klingenden Sound zwischen Punk, Folk und Avantgarde gewichen, textlich kommen Die Sterne inzwischen auf den Punkt, aber ohne sich irgendjemandem zu erklären. „Wir wollen Freiraum offenlassen für jeden. Meistens ist es ja so, daß wir Texte schreiben und selber nicht genau wissen, was die eigentlich bedeuten. Hauptsache, sie klingen schön. Das ist ja auch m schon was…“, meint Spilker. Koketterie, denn tatsächlich sind Sterne-Texte so lyrisch wie unbequem, sie pendeln zwischen bösartiger Zivilisationskritik, poetischem Liebeslied und dadaistischem Nonsens. Als unangepaßt zu verstehen sind sie in jedem Falle immer. „Aber auch als Verse von Posenmachern“, fügt Spilker hinzu, „denn deshalb haben wir auch den Albumtitel ausgewählt.“