Supergrass – London, Brixton Academy


Bekanntlich haben Supergrass mit ihrem zweiten Album „In It For The Money“ einen Siebenmeilenstiefel-Schritt vorwärts getan. Ebenso wie Publikum: Verschwunden (oder wenigstens arg in der Minderzahl) sind die knalligen 6oies-Who-T-Shirts, die Koteletten und Twisthosen, die den frühen Konzerten der Jungs aus Oxford die unvergleichliche Camaby-Street-Atmosphäre gaben. Heute ist das Publikum strikt auf Rock eingestellt. Ganz so wie Supergrass, die inzwischen selbst die komplexeren Seiten des Genres (Spooky Tooth, Mott The Hoople) auskundschaften. Dementsprechend ist die Stimmung in der Brixton Academy längst nicht so fiebrig wie in frühen Supergrass-Tagen. Daß die Atmosphäre eher schläfrig ist, hat denn auch viel mit dem Publikum und wenig mit der Band zu tun. Die Musiker nämlich (das Trio aus Gaz, Mickey und Danny ist um Tour-Keyboarder Rob Coombes und ein vierköpfiges Gebläse verstärkt) mühen sich redlich. Coombes beginnt den Gig mit dem babylonischen Orgel-Gewaber von „In It For The Money“. Weiter geht’s mit „Strange Ones“, „Richard IH“,“Going Out“ und „Tonight“. Das Publikum jedoch wirkt immer gelangweilter. Wohl auch wegen eines schlichtweg unterirdisch miesen Sounds. Die Bläser pfeifen wie eine billige Heimorgel, und der Rest des Rock-Orchesters erweckt – völlig zu Unrecht – den Eindruck, die immergleichen zwei Akkorde zum besten zu geben. Von der Kraft und Brillanz des neuen Supergrass-Albums jedenfalls ist hier in London nichts zu spüren. Auch die wenig glamouröse Bühnenpräsenz der Band und ihre biedere Lightshow sind nicht dazu angetan, den Stimmungspegel anzuheben. Die Gruppenmitglieder latschen über die Bühne, als seien sie gerade auf dem Weg zum nächsten Pub. Schade. Ein Song wie „You Can See Me“ verdient mehr Emphase. Unterm Strich bleibt Enttäuschung, auch wenn Supergrass noch immer über reichlich Kredit verfügen.