Mark Eitzel & Peter Buck, London, Union Chapel


Daß Musik, die in einer Kirche gespielt wird, nicht zwangsläufig Kirchenmusik sein muß, beweist an diesem Abend der Amerikaner Mark Eitzel. Sein Londoner Konzert findet in der Union Chapel, einem ehemaligen Gotteshaus, statt. Und an diesem Ort ist Eitzel, der mit seinen Liedern den Urklang des Verlorenseins eingefangen hat wie kaum ein anderer, in überraschend aufgeräumter Stimmung. Ja, er treibt sogar derbe Späße.“Fuck! Shit! Piss!“ brüllt Mark ins Mikrophon. Riesengelächter. Darauf Eitzel:“Das war mein Versuch, mit dieser Kirche hier Freundschaft zu schließen.“ Bis zum heutigen Tag fristet Eitzel in der Glitzerwelt des Rockbusiness ein Schattendasein. Das könnte sich nun ändern. Denn nach einem Konzert in Seattle bekam der Sonderling aus San Francisco Besuch von Peter Bück. Der Gitarrist und Songschreiber von R.E.M. war von Eitzels Fähigkeiten derart angetan, daß er beschloß, mit dem ewigen Underdog ein Album („West“) aufzunehmen. Und jetzt ist Eitzel auf Tournee. Mit Barret Martin (Drummer der Screaming Trees), Danny Pearson (Ex-Bassist des American Music Club), mit einem Gitarristen, der nur Tim genannt werden möchte, und… ja und mit Peter Bück. Der R.E.M.ler taucht zwar erst nach einer Stunde auf der Bühne auf und vollbringt dort auch nichts, was Eitzels eigener Gitarrist nicht ebensogut gemacht hätte, doch Bucks bloße Anwesenheit ist schon Gold wert. Sie verhilft Eitzel zu jenem größeren Publikum, das er so bitternötig braucht und schon längst verdient hat. Und dieses Publikum wird auch in London nicht enttäuscht. „Sing Kumbaya!“ schreit einer. Und Eitzel macht’s. Danach droht die biergeschwängerte Begeisterung überzuschwappen. Eitzel kontert, indem er den Stecker aus der Gitarre zieht und unplugged weiterspielt. Die Biertrinker verstummen – und sind trotzdem glücklich.