Up And Away
Im Süden Spaniens,fernab vom hektischen London, fand Biörk Ruhe für ihr kommendes Album.
Eigentlich sollte es nur ein kurzer Ausflug werden. Eine kleine Flucht vor dem Streß und der Hektik Londons. Im Süden Spaniens wollte Björk im Studio ihres Drummers Trevor Moray nur einen Song mit einem Flamenco-Gitarristen aufnehmen. Aber es kam anders, die Reise sollte ein Wendepunkt werden. „Als ich in Spanien ankam“, erinnert sich Björk, „wußte ich nicht, wo mir der Kopf stand. Ich blickte auf vier Jahre intensives Stadtleben zurück und fragte mich, was es mir gebracht hatte, und ich wußte keine Antwort. Spanien war in diesem Moment genau das richtige. Das erdige, das direkte, das ehrliche der Landschaft und der Leute erinnerte mich stark an Isl.ind und half mir, mich auf das zu besinnen, was mir wichtig ist. In Island wäre eine solche Besinnung nicht möglich gewesen, denn da hätten mich meine Freunde ständig abgelenkt. In Spanien hingegen war ich praktisch allein.Stundenlang konnte ich sinnierend durch die Natur wandern.“ Am Ende blieb Björk-statt nur ein paarTage-länger als ein halbes Jahr. Und sie nahm während dieser Zeit auch gleich ihr neues Album „Homogenic“ auf, das am 15. September auf den Markt kommt. Das neue Werk trägt deutliche Spuren des Spanien-Aufenthalts. „Früher lebte meine Musik von der Dynamik des Zusammenspiels. Ich fand es wahnsinnig toll, mit jemandem zusammenzuarbeiten und Dinge entstehen zu sehen, an die ich vorher nicht im entferntesten gedacht hatte. Diesmal aber mußte ich mich allein auf meine eigenen Gefühle konzentrieren.“ Deshalb ist „Homogenic“ ein ebenso intensives wie außergewöhnlich mutiges Album geworden. Auf der Platte gibt es hauptsächlich schräge String-Arrangements zu hören und karge, bisweilen zum puren „Geräusch“ verzerrte Beats, für die LFO-Mastermind Mark Bell verantwortlich zeichnet. „Anfangs“, grinst Björk, „wollte ich die Sache ganz konsequent durchziehen. Nur die Streicher, nur die Beats, nur die Stimme. Die Streicher sollten in der Abmischung nur auf dem linken Kanal zu hören sein, die Beats nur rechts, und ich in der Mitte. Jeder Zuhörer sollte daheim an seiner Anlage wählen können, ob er mich mit Beats oder Streichern hören will. Aber mit der Zeit konnte ich der Verlockung nicht widerstehen, ein paar andere Sachen einfließen zu lassen.“ Die ursprüngliche Idee soll nun auf einer EP mit vier Stücken verwirklicht werden: Links spielt das Brodsky-Quartett, rechts läßt Alec Empire Beats knattern, und in der Mitte singt Björk.“Auf meinem ersten Album habe ich nur gesungen. Später habe ich die Lieder ausgesucht. Dann habe ich eigene Lieder gesungen. Jetzt habe ich das ganze Album produziert.“ Und grinsend fügt sie hinzu: „Aber alles andere wäre auch ziemlich feige gewesen.“