Rauschen im Walde


Der amerikanische Blätterwald freut sich über ein frisches Lüftchen. Smash Mouth wecken das Interesse der Journaille.

So macht man das: Man spaziert in den größten Radiosender des Landes, drückt dem wichtigsten DJ sein erstes Demotape in die Hand und geht ein Vierteljahr später mit U2 auf Tour. So machten das zumindest Smash Mouth. Und die Medien freuen sich. Denn Sänger Steve Harwell, Gitarrist Greg Camp, Bassist Paul De Lisle und Drummer Kevin Coleman legten ein Paradebeispiel in Sachen Senkrechtstart hin. Mit ihrer groovigen Debütsingle „Walking On The Sun“ rotieren die vier gestandenen Mannsbilder aus dem kalifornischen San Jose massiv auf den Playlists europäischer Radio- und Fernsehstationen. Zuvor blockierten sie in ihrer Heimat wochenlang die Spitze der Alternative Charts. Als dann noch U2-Chef Bono höchstpersönlich die Newcomer ins Vorprogramm seiner US-Tour bat, war die Erfolgsstory perfekt.

Die Band selbst indessen sieht das alles ganz gelassen und genießt den Spaß. Schließlich mußten die vier Jugendfreunde, die mittlerweile alle ihre dreißig Lenze auf dem Buckel haben, bis vor kurzem noch kleinere Brötchen backen. Da waren Kevin und Paul noch Anstreicher, Greg jobbte in Galerien und rahmte Bilder, und Steve verdiente seinen Lebensunterhalt, indem er Harley Davidsons und Autos zusammenbastelte. Nur nebenbei frönten sie alle – außer Kevin, der zehn Jahre lang in keiner Band mehr gespielt hatte – ihrem fast schon begrabenen kollektiven Kindheitstraum, einmal Rockstar zu werden. „‚Walking On The Sun‘ habe ich schon vor fünf Jahren geschrieben, da gab es Smash Mouth noch gar nicht“, erinnert sich Greg Camp. Erst als es mit der Band losging, kramte er das Stück aus einer staubigen Ecke hervor und bewies damit perfektes Timing: „Die Musikszene dümpelte eine ganze Weile zwischen Crunge und Neo-Punk vor sich hin. Wir hingegen machten einen ganz großen Bogen um das alles und gaben den Leuten mit ‚Walking On the Sun‘ etwas, das vollkommen anders war. Es war einfach der richtige Song zur richtigen Zeit“.

Und wie war das mit U2? „Das einzige Mal, daß wir sie trafen“, lacht Camp,“war an Helloween in unserer Garderobe. Wir hatten uns gerade als tote Frauen verkleidet und uns dafür mit Damennachthemden, Pantoffeln, Perücken und roter Farbe als Blutersatz ausstaffiert. Ausgerechnet in diesem Moment kamen Bono und Adam rein, weil sie ihre Vorgruppe kennenlernen wollten. Trotz unserer Maskerade taten sie so, als ob überhaupt nichts wäre. Dann verabschiedeten sie sich, und wir trafen sie nie wieder.“