Musik rangiert bei ihr erst an zweiter Stelle. Der Asian Dub Foundation geht es in erster Linie um politische Aussagen.
Die Asian Dub Foundation schwimmt derzeit auf Welle des Erfolgs. Ihr zweites Album („Real Areas For Investigation“) entwickelte sich in Frankreich zum Verkaufsschlager des letzten Jahres. Nicht zuletzt, weil Deeder Zaman, Sanjay Tailor, Aniruddha Das, DJ John Pandit und Chandra Savales in aller Öffentlichkeit gegen Le Pens ultrarechte Front National wettern. „Das Problem in Frankreich ist, daß die radikale Linke aus der Intelligenzija besteht – aus Akademikern eben. Die Arbeiterschaft wird davon so stark überlagert, daß sie sich übergangen und vernachlässigt fühlt. Also tendiert sie nach rechts, wo sie einfache Antworten, jede Menge Sündenböcke und die Bestätigung ihrer Vorurteile findet“, ist Gitarrist Chandra Savales überzeugt.
Dem Rest von Europa erschien die Asian Dub Foundation bislang so radikal, daß ihre Alben lange Zeit nur via Import erhältlich waren.“Die Leute von den Plattenfirmen hatten nicht den Mut, uns unter Vertrag zu nehmen“, faucht Savales, „sie sahen uns in Clubs vor 700 Leuten und lehnten uns ab. Dann gingen sie in irgendeine winzige Kneipe, sahen eine weiße Band, die belanglosen Sixties-Pop spielte, und nahmen sie unter Vertrag.“ Inzwischen jedoch ist die ADF bei einer großen Plattenfirma gelandet und will demnächst so lange durch die Lande tingeln, bis sich überall französische Verhältnisse einstellen-jedenfalls, was ihren Erfolg angeht. Als Support für die Beastie Boys-Konzerte im Juni jedenfalls dürfte das Kollektiv reichlich Interesse wecken.
Außerdem erhält die Londoner Band verbalen Beistand von Bobby Gillespie (Primal Scream), der sie vollmundig als „beste neue Gruppe der letzten Jahre“ bezeichnet. ADFs kompromißloser Sound zwischen Rap, Punk und Dub geht einher mit einem ausgeprägten sozialen Bewußtsein. Ihre Vision ist eine humanere und vor allem demokratischere Welt. Und die läßt sich eben nicht durch einen Umsturz, sondern nur durch Aufklärung und Bildung erzielen. Also leitet das Quintett Workshops, führt ein Musikzentrum und betätigt sich in politischen Organisationen gegen polizeiliche Gewalt. Savales:“Es reicht nicht, den Staat zu kritisieren. Du mußt aktiv werden, dich engagieren und vor allem mit dem System kooperieren, um es langfristig zu verändern.“ Gesagt, getan. Und so kommt es, daß die Asian Dub Foundation den Mächtigen in der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Egal, ob es nun um den Bau einer umstrittenen Autobahn geht, oder ob man innerhalb der Band meint, es sei an der Zeit, einmal der Justiz und der Bürokratie die Leviten zu lesen.
