Gerhard Schröder „
SCHRÖDER KOMMT‘ – DAS HAT DIE HERRISCHE Handlichkeit von „“Stoiber spricht“ und den abwaschbaren Charme des Populismus. Gleich seinem britischen Pendant Tony Blair verfügt inzwischen auch Gerhard Schröder über einen gewissen Pop-Appeal. Die Tourplakate an jeder Straßenecke jedenfalls lockten Tausendschaften zur Truderinger Kirmes, um im dortigen Festzelt dem SPD-Kanzlerkandidaten zu lauschen. Wer nicht mehr hineinpaßt ins schwüle Innere, für den wird der Auftritt des großen Rhetorikers auf eine Leinwand nach draußen übertragen. Zwischen milder Abendsonne und dräuender Gewitterfront kommt dann prompt Freiluft-Feeling auf, als der Frauenfreund Schröder sein Publikum mit einer Pointe begrüßt: „„Liebe Freundinnen…“ Pause. Schmunzeln.“…liebe Freunde!“ Nach der kalkulierten Koketterie geht’s dann gleich weiter mit den größten Hits des sozialdemo- kratischen Genres. „Back to the roots“, heißt die Devise, Liebknecht oder Kurt Schumacher klingen kurz an – ansonsten wird der Geist der 70er beschworen. Dabei pendelt das Polit-Medley souverän zwischen der linken Euphorie eines Willy Brandt und dem sachlichen Pragmatismus von Helmut Schmidt. Den Vorwurf der Kommerzialisierung wischt Schröder leichter vom Tisch als die Haare von seiner Stirn: „Nur wenn’s den Bossen gutgeht, geht’s den Kleinen auch gut!“ Da klatschen sie, die „Kleinen“, inzwischen von roten SPD-Schirmen gegen den Regen geschützt. Das Riesenrad steht still, als MC Schröder zum Dissen ausholt („Die pfeifen im Kohlenkeller,die Schwarzen!“), um anschließend auf lokale Gewohnheiten der Bayern zu spekulieren: Jetzt gebt mir doch mal ein Bier her!“ Die Menge jubelt – bereits dankbar bei jedem kleinsten Zugeständnis an Volksnähe. Und nach einer knappen Stunde ist Schluß. Zugaben gibt’s keine. Und Schröder geht.