Haindling


DIE HAARE SIND GRAUER UND KÜRZER GEWORDEN, aber der Ausdruck in seinen schwarzen Augen ist immer noch derselbe: listig und lustig, distanziert und warm blicken sie auf die etwa 1000 Zuhörer, die Haindling live erleben wollten. Auf der Bühne: Die Souveränität einer 15jährigen Karriere. Vor der Bühne: Jung und Alt, „Irgendwie und sowieso“-Freaks, Alt-68er und Kids, Opas und Mamas. Hans Jürgen „Haindling“ Buchner lädt zu einer Reise durch die unterschiedlichsten musikalischen Kulturen: Die Welt(musik)reise beginnt in Niederbayern, führt durch China und Spanien und Amerika und wieder zurück. Daß Buchner textlich auf einem schmalen Grat zwischen Parodie und Naivität balanciert („Der Mensch muß auf den Mars!“), das ist eben eine seiner Eigenheiten und im Eintrittspreis inbegriffen . Wem das nicht paßt, der kann sich völlig auf die vitale Performance des Ausnahmekünstlers konzentrieren: Musikalisch zeigen Buchner und seine spielfreudige Band, daß der Begriff „Haindling“ immer noch für einen lebendigen Sound zwischen Pop, Jazz, Welt- und Volksmusik steht. Schade nur, daß die bajuwarische Glasur seiner akustischen Leckereien den Genuß nördlich des Weißwurst-Äquators offensichtlich ungenießbar macht. Denn hier haben wir augenzwinkernde Romantik, ironischen Realismus und lockere Sozialkritik in Reinform. Als Hans Jürgen Buchner gegen Ende des Konzerts die Titelmelodie von „Irgendwie und sowieso“ und den Evergreen „Lang scho nimmer g’sehn“ spielt, ist jedenfalls jeder Vorbehalt vergessen und die Welt wieder bunt und schön. Kein Zweifel: Das schönste Mmpf-Ta-Ta im ganzen Bayernland kommt immer noch aus Haindling.