Moby


DIE ANGST FAHRT MIT AUF DER AUTOBAHN VON KÖLN nach Düsseldorf. Jetzt gar nicht 50 sehr wegen des Reiseziels – Grund ist vielmehr der Song, für den Moby erstmals in Deutschland Gold eingefahren hat: „Why Does My Heart Feel So Bad“. Die Angst allerdings ist, so stellt sich alsbald heraus, völlig unbegründet. Richard Melville Hall, der Mann, der sich Moby nennt, baut sein Miniaturdrama – im Clip zum Song findet ein Mann auf der Erde keinen zum Reden und entfleucht dem Planeten via Himmelsleiter in andere Sphären – unspektakulär in sein Set ein, und das Publikum ist garantiert nicht wegen des Hits hier. Jubel: ja -aber keiner, der in der Nähe des Bestsellerstapels parkt. Wer im rappelvollen Tor 3 ist, gehört schon länger zu Mobys Kundschaft und möchte alles haben, was den New Yorker ausmacht. Und das ist einiges: Moby gibt den hyperagilen Springinsfeld, ist mal solo am Mikro, mal mit Wandergitarre, dann irgendwo im Weißlichtgeflacker und vor allem: stilistisch nirgendwo dingfest zu machen. Da werden fix 30 Sekunden von irgendeinem Pantera-Song gebratzt, später wird dann en passant Kraftwerks „Das Modell“ angespielt, Moby präsentiert Punkrock, verrockten Techno und natürlich „Bodyrock“. Nachgerade großartig sind Songs wie „Porcelain“ vom aktuellen Album „Play“, in dem HipHop- undTripHop-Beats mit melodiösem Klaviergeklimper verheiratet werden. So zart, süßlich und doch 50 anders: Richard Clayderman auf guten Drogen. All das ist schweißtreibend, all das ist wahrhaftig. Und Mobys nach jedem Track heruntergespultes „thank you, thank you, thank you“ klingt zwar wie aus dem Samplet, ist aber auch so echt wie nur was. Das Auditorium tanzt, tänzelt oder bringt zumindest so eine Art humanes Energiesparprogramm auf den Boden. Der junge Mann nebenan etwa: der trägt in der Hitze der Halle eine Fellkappe mit Ohrenklappen und macht bei jedem vierten Takt den Kopfnicker. Hipness kann so albern sein. Doch angesichts Mobys kunterbunten Tohuwabohus nimmt sogar er irgendwann seine Kappe ab und gibt unbemützt alles. Nur seine Version von Techno-die früher mal eine Vision war-, die sollte Moby mal aktualisieren. Selbstverständlich ist „Go“ ein Klassiker-in der dargebotenen Kirmestechno-Variante passt der Track allerdings auch zwischen Autoscooter, Fünfer-Looping und gebrannte Mandeln.