Die würzigen Vier
Großer Pop aus Würzburg? Na klar! Miles sind der Beweis.
Miles haben ein Problem. Ein Problem, das zweifellos nicht ihres, aber eben dennoch da ist. Miles haben nämlich vor zwei Jahren mit „The Day I Vanished“ ein hervorragendes Album veröffentlicht und kommen aus Würzburg. Jawohl: Würzburg. Die Stadt in Franken, Sehenswürdigkeiten: der Dom St. Kilian, die Festung Marienberg, die Residenz und die Wallfahrtskirche „Käppele“. Eine Ansammlung von insgesamt 125.971 Menschen (Stand 30.06.99). Und vier davon sind eben die Musiker von Miles. Weshalb es vielen Journalisten gefallen hat, der Band einen Exotenbonus zu verpassen. Hymnisch schöne Musik zwischen Indierock und purem Pop, die aus Würzburg kommt? Das darf nicht sein. Wobei Miles natürlich auch rein gar nichts dafür können, dass andere Würzburger Bands nicht so klingen wie sie. „Das mit dem Exotenbonus ist immer noch grauenhaft bis grässlich“, sagt Gitarrist Gilbert Hartsch, und auch Sänger und Songschreiber Tobias Kuhn äußert sich zum Thema: „Ich habden größten Teil meines Lebens dort verbracht, meine Freundin und meine Freunde sind da, das ist mein Zuhause. Wenn du aus einer Großstadt kommst, ist das nie ein Problem – wenn’s eine kleinere Stadt ist, ist das immer der Aufhänger. Die haben sogar nach einer ‚Szene Würzburg‘ gesucht.“ Ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür gibt es aber einen kundigen Bürgermeister. „Wir haben einen Kulturpreis in Würzburg bekommen, und der Mann hat uns in breitestem Fränkisch als Band angekündigt, die’Bobbbmusikkk‘ macht – das war schon okay“, lacht Tobias Kuhn. Wohl wahr: Der Kommunalpolitiker ahnt wahrscheinlich gar nicht, wie Recht er hat. Denn Miles‘ neues Album („Miles’VKritik auf S. 49) ist soviel Pop wie nur möglich. Und außerdem die Erfüllung eines Traums: Beim dritten Album wollte Tobias Kuhn Streicher. Jede Menge Streicher. Jetzt hat er sie. „Bei einem Song wie ‚Disco Queen‚ sind die Streicher ein unterstützendes Element und geben einen Höreindruck, den das Lied eigentlich gar nicht verdient. Und dann wieder doch.“ Eine Einschätzung, mit der Tobias Kuhn ohne Frage so Recht hat wie der Bürgermeister. Miles machen Popmusik – und zwar ganz große. Und natürlich solche, die aus Würzburg kommt.