Sex sells


Bad news are good news. Die alte Promotionweisheit bewahrheitete sich selten so eindrucksvoll wie bei der Liverpooler Band Frankie CoesTo Hollywood. Im November 1983 erscheint deren Debütsingle „Relax“, produziert von Trevor Hörn und von einem erotisch „gewagten“ Video befeuert. Die brave BBC reagiert prompt: Zuerst wird das Video vom BBC-Fernsehen boykottiert – woraufhin FCTH eine neue Version lancieren -, dann zieht BBC Radio 1 nach. DJ Mike Read erklärt,“Relax“ sei „obszön“ und weigert sich, die Single zu spielen. Mit dem Erfolg, dass „Relax“ auf Platz eins der britischen Charts stürmt und dort fünf Wochen lang verweilt. Peinlich auch für die BBC-Produktion „Top Of The Pops“, denn in der Hitparadenshow dürfen die bösen Buben natürlich auch nicht auftreten. Dafür findet der Song seinen Platz im Soundtrack zum US-Kinofilm „Police Academy“, was den Verkäufen nochmals zuträglich ist: Platz zehn in den US-Charts machen FCTH auch jenseits des Atlantiks populär. Böse Zungen sprechen prompt von einem aufgeblasenen One Hit Wonder, doch der tanzbare Elektro-Pop der Liverpooler funktioniert auch nach „Relax“: Die Nachfolgesingles „Two Tribes“ und „The Power Of Love“ erreichen ebenfalls die Pole Position der witschen Charts, ebenso das Doppelalbum „WelcomeTo The Pleasure Dome“ – vier Veröffentlichungen, vier mal Nummer Eins. Die Rehabilitation des einst verteufelten Schmuddel-Hits „Relax“ folgt 1985, als der Song mit einem „Brit Award“ als beste Single ausgezeichnet wird. Nicht schlecht für einen Titel, der zum Schütze argloser Hörer aus dem Radioprogramm verbannt worden war, doch es wird noch besser: Trevor Hörn darf einen „Brit Award“ als „bester Produzent“ mit nach Hause nehmen, während Frankie Coes To Hollywood einen „Brit Award“ als „beste Newcomer-Band“ erhalten. Zwei Jahre später hat der Spaß ein Ende: FCTH löst sich auf, sämtliche Mitglieder verfolgen fortan Solokarrieren – mit überschaubarem Erfolg. Nur Sänger Holly Johnson erreicht noch mal den Spitzenplatz, nämlich 1989 mit dem Album „Blast“.