Lollapalooza Berlin 2017, Tag 2: Foo Fighters, The xx, Cro und Co. – Fotos und Nachberichte


Ihr habt Euch nachdem Samstagschaos am Sonntag nicht mehr zum Lollapalooza Berlin 2017 getraut? Ein Fehler! Verkehr und Wetter waren besser, Bands wie folgt.

Der zweite Tag beim Lollapalooza Berlin 2017 glich einer Ruhe nach dem Sturm: Die Veranstalter hatten aus dem Verkehrschaos vom Vortag offenbar doch gelernt und mehr S-Bahnen ans Rollen gekriegt, auch das Wetter zeigte sich von seiner sonnigeren Seite. Nachdem am Samstag u.a. Beatsteaks, Marteria und Mumford & Sons auftraten, stand am Sonntag neben EDM-Acts wie Hardwell Britisches (London Grammar, Metronomy, Django Django, The xx), Deutsches (AnnenMayKantereit, Cro) und Internationales Amerikanisches (Foo Fighters) im Line-up. Wie deren Auftritte so waren, lest Ihr im Folgenden. Unsere Fotos seht Ihr oben.

P.S.: Das Lollapalooza Berlin 2018 findet im Olympiapark statt.

Texte von Hella Wittenberg (hw), Daniel Krüger (dkr) und Fabian Soethof (fs), Fotos von Hella Wittenberg, Christina Wenig und Andreas Meixensperger.

Django Django live beim Lollapalooza Berlin 2017

Django Django auf dem Lollapalooza 2017 in Berlin.

Durften um 14:30 Uhr viele Besucher begrüßen, die mit einer gewissen Zurückhaltung auf das Gelände kamen. Weil sie eben von dem Debakel am Abend zuvor gelesen haben oder eben selbst auf dem Gelände gefangen waren und sich erst einmal wieder mit dem Lollapalooza anfreunden mussten. Django Django waren ein versöhnliches „Schön, dass ihr wieder hier seid“, das gepaart mit viel Sonne einen schönen Sonntag einläutete. Mehr aber auch nicht. (dkr)

London Grammar live beim Lollapalooza Berlin 2017

London Grammar live auf dem Lollapalooza 2017 in Berlin.

Wenn diese Band eines ist, dann bedächtig. Bedeutungsschwanger. Schwermütig. Halt all diese Sachen, die man normalerweise nicht jeden Tag so dahinsagt. London Grammar tun Vieles dafür, um diesen Sonderlingstatus für sich zu erhalten. Zum Beispiel lassen sie als eine der wenigen Bands auf diesem Festival auf sich warten. Die Fotografen dürfen auch nur von einer der Bühnenseiten Bilder machen. Und die Stage-Deko beschränkt sich auf ein Minimum. Das Zauberwort lautet hier: schwarz. Aber auf diese Weise hebt sich Hannah Reids klare Wahnsinnsstimme natürlich umso besser vom Rest ab. Das Problem an diesem ganzen Speziellsein ist jedoch, dass es schnell ziemlich anstrengend und vor allem aufgesetzt wirkt. Und der sonst so sphärische Kavinsky-Song „Nightcall“ kommt in ihrer Coverversion hier in der allgemein vertretenen Bierstimmung gar nicht so bahnbrechend an. Die drei Briten schaffen es, dass mittendrin am schönen Spätsommertag das Gefühl aufkommt, man würde sich doch eigentlich gerade in einem Kellergeschoss ohne jegliche Lichtquellen verschanzt haben. (hw)

Metronomy live beim Lollapalooza Berlin 2017

Metronomy auf dem Lollapalooza 2017 in Berlin.

Im vergangenen Jahr bespielte Joseph Mount noch allein die Festivalbühnen, um so das aktuelle Album SUMMER 08 zu promoten. „Metronomy-DJ-Set“ hieß das dann und war irgendwie lahm eindimensional. Gott sei Dank ist jetzt wieder die ganze Band dabei! Und dass auch noch im komplett durchgezogenen Miami-Vice-Style. Mit einem Mal sieht Mount wieder rückhaltlos glücklich aus. Kann auch daran liegen, dass ihn Anna Prior mal am Mikrofon ablöst und trotz des ganzen Trommelns davor noch ein einwandfreies „Everything Goes My Way“ heraushaut. Song für Song spielen sich die Metronomys regelrecht in Rage. Bei „Love Letters“ ist dann auch das Publikum vollkommen on fire. Ja ist das denn der neue alte Sommerhit, oder was? Die Briten haben mittlerweile wirklich verinnerlicht, wie ein Wechsel zwischen langsam-experimentelleren und den offenkundigen Lieblingstracks der Fans ideal funktioniert. (hw)

 

Westbam live beim Lollapalooza Berlin 2017

Vielleicht eines der besten Konzerte des Festivals. Westbam ist eine verdammte Techno-Legende und das wussten mehr Leute als „Perry’s Stage“ aufnehmen konnte. Die Zuschauer aus dem Ausland feierten Westbam als den neuen coolen Electro-Shit, während die Deutschen sich voller Nostalgie an eine Zeit erinnerten, als ihnen der heute 52-Jährige erst einmal erklärte, was elektronische Musik überhaupt ist und kann. Abseits der Mainstages hat die Institution eine Party gestartet, die eigentlich die ganz große Bühne verdient hätte. Aber das konnte vorher ja niemand ahnen. (dkr)

Cro live beim Lollapalooza Berlin 2017

Cro live beim Lollapalooza Berlin 2017

Cro hat am Freitag sein Album TRU. veröffentlicht. Dazu gab es eine Deluxe-Box, in der eine Panda-Maske aus Plastik steckte, die niemals jemand tragen wird. Dazu zwei Papierhüllen, in die man die lose in der Box befindlichen CDs stecken kann. Die sammelwütige Rap-Community fühlt sich betrogen (weil 45 Euro), das Album kann auch nicht mit dem mithalten, was Marteria und Casper 2017 veröffentlicht haben. Und seine Maske ist seit einiger Zeit nur noch weiß, das schwarz um die Augen herum ist weg. Nun ja: Sein Auftritt beim Lollapalooza war noch uninteressanter als all dies. (dkr)

AnnenMayKantereit live beim Lollapalooza Berlin 2017

AnnenMayKantereit auf dem Lollapalooza 2017 in Berlin.

Noch nie haben sie vor so einem großen Publikum gespielt, sagt jedenfalls Henning May. Kann sogar stimmen, denn das Prinzip beim Lollapalooza sieht vor, dass die Massen von einem Konzert zum nächsten gescheucht werden. Also standen ungewöhnlich viele Leute vor der Bühne, auf der diese jungen Musiker Musik über Lebenserfahrungen machen, die jetzt noch nicht so umfangreich sind. Warum AMK dennoch funktionieren? Weil Mays Stimme eben immer noch eine Sensation ist und man spürt, dass diese Band einen ziemlich guten Geschmack hat, was sie mit Coverversionen von „Valerie“ und „Du hast den Farbfilm vergessen“ (mit Francesco Wilking und Moritz Krämer) beweist. Der Auftritt beim Lollapalooza war zwar an sich unspektakulär, aber jeder Applaus fühlte sich hier aufrichtig wohlwollend an. (dkr)

Foo Fighters live beim Lollapalooza Berlin 2017

Die Foo Fighters beim Lollapalooza 2017 in Berlin.

ROCK in Großbuchstaben: Wer von den Foo Fighters eine Unterhaltungsshow mit den größten Hits ihrer 22-jährigen Karriere erwartet hatte, wurde von Dave Grohl und seinen fünf Freunden nicht enttäuscht. Zwar kündigte der zu Anfang ihres über zweistündigen Headliner-Sets am Sonntag beim Lollapalooza Berlin an, man werde „Shit von all ihren neun Alben spielen“, ein Schwerpunkt ihrer 20 Songs starken Setlist lag mit „I’ll Stick Around“, „This Is A Call“, „Big Me“, „My Hero“ und dem fantastischen Abschluss „Everlong“ aber auf ihrem Frühwerk. Grohls wiederholte Schrei-, „Yeah“- und „Motherfucker“-Ansagen ähnelten bisweilen einer Rockstarparodie, so ist der Kerl eben. Für noch mehr Abwechslung sorgte Festivalgründer Perry Farrell, der mit den Foo Fighters Jane’s Addictions „Mountain Song“ sang, sowie eine gewisse Taylor Greenwood, die Grohl als „Next Big Thing“ ankündigte und mit ihm die aktuelle Foo-Fighters-Single „The Sky Is A Neighborhood“ besser machte, als sie eigentlich ist. Bester von vielen guten Momenten: In einem Jam inmitten von „Best Of You“ bricht die Band aus ihrem eigenen Korsett aus, erinnert an Led Zeppelin, Pearl Jam und die Siebziger und gibt Keyboarder Raime Jaffee den Raum, den er viel öfter kriegen müsste. So oder so: Würdiger einziger Deutschlandauftritt einer der größten Stadionrockbands dieser Tage. Dem wird auch ihr berechenbares neues Album CONCRETE AND GOLD keinen Abbruch tun. (fs)

The xx live beim Lollapalooza Berlin 2017

The xx live beim Lollapalooza Berlin 2017

Nach den Foo Fighters spielten The xx als Closing-Act auf der Mainstage, was man als Line-up gewordene Machtdemonstration des Festivals interpretieren kann. Und wenig überraschend überzeugten die Briten von „Intro“ bis „On Hold“ und mit ihnen der Sound des Festivals. Störfaktoren gab es dennoch: die Beats von der „Perry’s Stage“, auf der kurz vor Feierabend noch einmal richtig aufgedreht wurde. Und die Sorge der Zuschauer, dass die Abreisesituation wieder so chaotisch wird wie am Vorabend. Wurde sie nicht, dennoch opferten viele Leute The xx für eine Heimreise mit etwas mehr Puffer. Schade drum. (dkr)

Hella Wittenberg Hella Wittenberg
Hella Wittenberg Hella Wittenberg
Hella Wittenberg Hella Wittenberg
Andreas Meixensperger
Hella Wittenberg Hella Wittenberg
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Andreas Meixensperger