Zeitlupe: August 1971


Erste Hilfe Concert For Bangla Desh: Rockstars spielen in New York für einen guten Zweck.

Der Sommer bringt in der damaligen ostpakistanischen Provinz Bangla Desh die Katastrophe: Acht Millionen Menschen fliehen vor dem Bürgerkrieg zwischen Ost- und Westpakistan nach Indien. In den riesigen Flüchtlingslagern herrschen Hunger und chaotische Zustände. Erschwerend kommen im August noch starke Monsun-Regenfälle hinzu. Die grauenhafte Bilanz in dieser ohnehin als eine der ärmsten der Welt geltenden Region: über tausend Tote, 650.000 Obdachlose, Ausbruch von Pocken und Cholera. Eine Entspannung der Lage scheint nicht in Sicht. Die indische Ministerpräsidentin Indira Ghandi fordert internationale Hilfe.

Und dar Sitar-Virtuose Ravl Shankar, einer der prominentesten Bengali, will helfen. Zusammen mit seinem Schüler und Freund, dem Ex-Beatle George Harrison, den er seit Mitte der 60er Jahre in die Geheimnisse der indischen Musik einweiht, organisiert Shankar in kürzester Zeit das erste große Benefiz-Konzert der Rockgeschichte. Harrison bemüht den ehemaligen Beatles-Manager Allen Klein, der bei den Vorbereitungen tatkräftig hilft. Überdies stellt Harrison für den Abend des 1. August ein bis dahin einmaliges Staraufgebot zusammen. So sagt sein enger Freund Eric Clapton spontan zu, obwohl er zu dieser Zeit wegen seiner Heroinsucht kaum zu gebrauchen ist. Ebenfalls mitwirken wollen Ringo Starr, Leon Russell, Billy Preston, Badfinger, die als Schützlinge von Paul McCartney auf dem Apple-Label veröffentlichen, sowie der renommierte Session-Bassist und Beatles-Intimus Klaus Voormann plus Jesse Ed Davis und Carl Radle. Last but not least sagt sogar Bob Dylan zu eine handfeste Sensation, denn der Songwriter ist seit vier Jahren nicht mehr offiziell live aufgetreten.

So strömen an disem 1. August 1971 40.000 Fans in den New Yorker Madison Square Garden und erleben einen grandiosen Abend. Shankar spielt einen Set mit indischer Musik, der das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Harrison bringt mit der All Star-Band Songs aus seinem erfolgreichen Soloalbum „All Things Must Pass“, Hits wie „My Sweet Lord“, „Something“, „Here Comes The Sun“ und nicht zuletzt eine packende Version seines speziell für diesen Anlass komponierten Songs „Bangla Desh“. Eric Clapton brilliert im Beatles-Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“, und Ringo gibt sein „It Don’t Come Easy“ zum Besten. Höhepunkt des Abends wird indes der gut 30-minütige Auftritt von Bob Dylan: Mit Akustikgitarre und Mundharmonika bringt er unter anderem „A Hard Rain’s Gonna Fall“ und „Mr.Tambourine Man.“ Und sogar „Blowin‘ In The Wind“ – obwohl die Legende berichtet, dass er Harrison auf dessen Bitte, „Blowin“‚ zu spielen, geantwortet haben soll: „Wieso sollte ich? Du spielst ja auch nicht ‚I Wanna Hold Your Hand‘, oder?“

Die Bilanz das Abends kann sich sehen lassen: Der Reinerlös des Konzertes beläuft sich immerhin auf die Summe von 243.418,50 Dollar, damals eine runde Million Mark. Wenig später wird das Ereignis zudem noch mit einer Triple-LP-Box vermarktet. Außerdem macht „The Concert For Bangla Desh“, über das die Medien weltweit berichten, viele Menschen auf die katastrophale Sitution der bengalischen Flüchtlinge aufmerksam und löst so eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.