Roger Waters: Berlin, Velodrom


Pink Floyd im Vergleichstest.

Ausverkauft ist es natürlich, das futuristische Oval der Radrennhalle, ausverkauft bis auf den letzten Stehplatz. Denn heute Abend spielen, so oder so, Pink Floyd. „In The Flesh“ heißt die Tournee, und zu dem entsprechenden Riff von „The Wall“ spazieren die Musiker pünktlich auf die Bühne. Zwei, drei, fünf, acht Leute nur, geht doch. Zwei Gitarristen, ein Schlagzeuger, ein Keyboarder. ein dreiköpfiger Frauenchor und Waters am Bass. Auf derquadratischen Leinwand hinter der Bühne werden nicht nur genau die Zeichentrickfilme gezeigt, die schon in den Siebzigern die Songs untermalten. Zu „Set The Controls ForThe Heart Of The Sun“ greift Waters auch ganz tief in die multimediale Mottenkiste und zaubert die psychedelisch blubbernden Ölfilme hervor, mit denen die Band vor mehr als dreißig Jahren im legendären Londoner Ufo-Club Furore machte. Fast anderthalb Stunden geht es so quer durch die glorreiche Vergangenheit, manchmal sklavisch, manchmal leicht variierend, aber immer liebevoll ausgewählt. „Dogs von der „Animals oder „Welcome To The Machine“ von der „Wish You Were Here“ hat man so noch nicht gehört, zumal Waters‘ Sohn Harry an den Keyboards eine mehr als gute Figur macht. Mühe gibt sich auch Snowy White, der schon zu Zeiten von „The Wall“ eingesprungen ist, wenn David Gilmour ein Solo zu frickelig wurde – etwa bei „Another Brick in The Wall Part 2“. Dass der tapfere White nicht Gilmours kreischende Zwischentöne und irdene Schwere erreicht, ist das einzige klangliche Manko dieses Abends will man mal Waters‘ brüchige Stimme beiseite lassen, die etwa einen Song wie „Wish You Were Here“ nicht unbedingt reizvoller macht. Erst im letzten Drittel schließlich traut sich der sichtlich gut aufgelegte Waters an sein Solowerk, wobei vor allem die Titel von „Amused To Death“ glänzen und schillern, als wären sie die eigentlichen Klassiker: „What God Wants“ oder „Bravery Of Being Out Of Range“ klingen, unterstützt von Film- und Hörspielsequenzen, weit mehr nach Pink Floyd als es „Keep Talking“ oder „Learning To Fly“ jemals könnten. Der Glaubenskrieg wird auch mit dieserTournee nicht entschieden werden. Zugute halten muss man nun aber dem abtrünnigen Waters, dass er seine Sache sehr, sehr gut gemacht hat. Und ganz ohne Laser.

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