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Ganz schön spinnert: Spider-Man und Hollywoods neu entdeckte Lust an risikoarmen Fortsetzungen.

Zehnjährige Superheldenanstrengungen waren nötig, bis Hollywood sich durch das Spinnennetz um die Rechte an einer Verfilmung des legendärsten aller Marvel-Comics gekämpft hatte. James Cameron hatte die Geschichte des von der Tarantel gebissenen Peter Parker zu Beginn der 90er als potenzielles Projekt ins Auge gefasst, dann aber die Finger davon gelassen – die Rechtslage war zu verzwickt. Mitte der Dekade wurde „Spider-Man“ als unverfilmbar ad acta gelegt. Der Nebel lichtete sich, als Sony sich für Roland Emmerich um die Rechte an dem Stoff zu bemühen begann. Letztlich landete er bei Sam Raimi, dessen bislang erfolgreichster Film derwenig beachtete „Dark Man“ gewesen war. Aber die Entscheidung für Raimi war ebenso richtig wie die Wahl von Tobey Maguire (nicht auszudenken, wenn das Studio steh mit Freddie Prinze Jr. durchgesetzt hätte). Denn ab 5. Mai eroberte „Spider-Man“, der Film, die US-Kinos mit der ähnlichen Energie wie Spider-Man, der Superheld, New York. 114 Mio. Dollar Einspiel am Startwochenende war die All-Time-Bestmarke. Danach hangelte sich der Film auf über 400 Mio. Dollar Einspiel – als zweiter Film nach „Titanic“. Spidey war unaufdringlicher Eskapismus-Balsam auf strapazierte amerikanische Seelen. Ein all american hero, der Bedrohungen von außen eigenhändig ein für allemal abwehrt. Vielleicht war dieser Umstand der Grund, warum „Spider-Man“ außerhalb der USA zwar sehr gut, aber nicht sensationell abschnitt. Europa mochte diesen Helden, aber brauchte ihn nicht unbedingt. Spätestens mit „Spider-Man“ (und nach „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“) war aber auch klar, dass die Reißbrettplanung für Blockbuster eine völlig neue Dimension erlangt hatte: die werden gleich inklusive etwaiger Fortsetzungen konzipiert – als nahtloser Dauerbegleiter in allen Auswertungskanälen (Kino, Pay-per-View, VHS, DVD, Pay-TV, Free-TV) als Endlosloop. Siehe „The Amazing Spider-Man“, „XxX2“ und „Matrix Reloaded“.