The Cure
Berlin, Tempodrom
Nur Eingeweihte wussten von dem Konzert, bei dem The Cure drei Alben am Stück auf die Bühne brachten.
„Hey“, grüßte Robert Smith gewohnt lakonisch die knapp 4000 im ausverkauften Tempodrom und lächelte ausnahmsweise ein wenig. Der Empfang war enthusiastisch, vielleicht noch etwas mehr als sonst: The Cure waren – angekündigt nur im Internet und zu Anfang unter einem Pseudonym – für zwei Abende nach Berlin gekommen, um eine DVD von einem ungewöhnlichen Konzertabend zu filmen. Die „düstere Trilogie“ der von den Fans geliebten Alben „Pornography“ (1982). „Disintegration“ (1989) und „Blood Flowers“ (2000) sollte ungekürzt und mit zwei Pausen aufgeführt werden. Und da Schlagzeuger Jason Cooper weiß, dass sein Chef kein Mann der vielen Worte ist, polterte er auch gleich los, drosch auf sein behalltes Drumkit ein, dass schon nach wenigen Takten „One Hundred Years“ alle Zweifel an diesem Konzept beseitigt waren. „It doesn’t matter if we all die!“, krähte Smith in ein Meer aus gestreckten Fäusten, lautstark unterstützt von einem selten internationalen Publikum. „Pornography“ mag als 20 Jahre alte Konserve inzwischen reichlich dünn klingen, live war es an diesem denkwürdigen Abend der frühe Höhepunkt einer knapp vierstündigen Show. In gleißendes Gegenlicht getaucht rumpelten und drängten die besten Cure seit Jahren mit bombastischem Sound durch die acht Songs, als wäre es das erste Mal. Fast fehlerfrei und vor allem ohne Smiths paranoides, drogenbenebeltes Gelalle, das im Rauschen der Bootlegs von 1982 zu hören ist, überzeugten auch die Nummern, die es seitdem nur noch selten auf die Setlists schafften. „Thankyou, see you in seven years“, verabschiedete sich Smith, um schon wenig später seine Mannen wieder auf die Bühne zurückzuführen. „Disintegration“ wurde zunächst ähnlich begeistert bejubelt, versteckten sich hier doch mit „Love Song“ und „Lullaby“ die zwei echten „Hits“ des Abends. Für Smiths lang gezogenen Schrei am Ende von „Prayers For Rain gab es Szenenapplaus, bevor der eine oder andere den Rest der etwas drögeren B-Seite nutzte, um eine überschwängliche SMS an Draußengebliebene zu schicken. Gut erholt mobilisierten Fans und Musiker für „Blood Flowers“ nochmal alle Kräfte: Bassist Gallup krümmte sich, bis sein schnarrendes Gerät den Boden berührte, und Smith klagte mit klarer Stimme, ohne auch nur einmal weinerlich zu werden, bevor er selbst das offizielle Programm mit einem herrlich pathetischen Stratocaster-Solo von Floydschen Ausmafien beendete. Die Zugaben „If Only Tonight We Could Sleep“. „The Kiss“, „M“, „Play For Today“ und „A Forest“ wären da nicht mehr nötig gewesen. www.thecure.com