Der Hund, der mich hasste: The Second Coming


Ich bin blockiert. Es war wie bei dem hingeworfenen kleinen Popsong, den die Band nebenher aus dem Ärmel schüttelt, noch so aus Laune mit aufs Album packt und der dann zum Monsterhit wird: Segen und Fluch zugleich. Wie werde ich je den bombastischen Erfolg der Kolumne „Der Hund, der mich hasste“ toppen können? Die Spalte hat über Nacht mein Leben verändert. Plötzlich erkennen mich die Leute auf dem Flur. Teenager beim Tengelmann unten machen „Wuff wuff!“ und kichern, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Per Post kommen Tipps von Hundefreunden, Psychologen, Anwälten., Perversen etc. Es hat sogar mit großem Trara ein Annäherungsgespräch mit dem Hund gegeben (er ließ sich von mir tätscheln, schaute dabei aber drein, als würde er jeden Moment zubeißen oder tot umfallen; ich glaube, er hasst mich immer noch). Und ich hocke da. So überraschend der Erfolg kam und so toll sich der atemlose, champagnerperlende Rush der letzten Wochen anfühlte – ich weiß nun einfach nicht, wie ich die Erwartungen bedienen soll, die mit meinem neuen Status einhergehen. Den sicheren Weg nehmen und ein zweites „Der Hund, der mich hasste“ verfassen? Das kann es nicht sein! Jetzt ahne ich, wie sich die Stone Roses gefühlt haben müssen, damals, in den qualenden Jahren nach dem ersten Album. Zwist. Drogen. Konfusion. Und schließlich „The Second Coming“:

Uninspiriertes.,ermüdendes Gegniedel über Themen ohne Substa– Oh, übrigens: Langweile ich Sie? Es ist hier Ende Februar, alles noch ruhig. Wie sieht’s denn drei Wochen später mit dem Krieg aus? Hat die „Jeans for Peace“-Aktion von Volker Hinkel was gerissen? Wie man hörte, hat der Gitarrist von Fool’s Garden beim „Echo“ deutsche Stars (Gröni, Geiflen, Gracia… Gracia?) Antikriegs-Slogans auf seine Jeansjoppe malen lassen. Das muss doch was bewegt haben, Herrgott! … Nein, ich finde es auch doof, Friedensaktivisten zu veräppeln. Fast alles, noch die letzte Lichterkette in Unterfranken, ist besser als zuzusehen bei alledem (wobei klar ist, dass noch kein Krieg, schon gar kein Angriffskrieg mit dem Zweck des Machterhaltes und -ausbaues, von einer Friedensbewegung verhindert worden ist). Fast alles. Ein bisschen seltsam wird’s halt bei Krakeleien auf den Klamotten abgemeldeter Drittliga-Bands, die CDs verkloppen wollen. Obwohl, selbst das… Ich rudere zurück: We shall overcome, heute mal, auf Teufel komm raus. So. Jetzt muss ich weg. Kollege Lindemann steht in der Tür und sagt, er habe gerade seine Titelgeschichte abgegeben und möchte jetzt Bier trinken. Ich unterstütze diese Eingabe vollinhaltlich.