Inspirierte Dorfjugend


Es muss die Luft in Hoylake sein. Oder die besonders guten Fish and Chips, die man an der Strandpromenade bei „Rita’s“ bekommt. Vielleicht ist es auch der alljährlich stattfindende „Lifeboat Day“. Oder doch nur gutes Dope? Wer weiß, was die sechs Jungs von The Coral zu ihrem neuen Album inspiriert hat, und eigentlich ist das ja auch egal – in England wird es bereits jetzt als eines der wichtigsten dieses Jahres gefeiert und die Band als die große Hoffnung der Popmusik gleich mit. Auf ihrem zweiten Album Magic & Medicine grasen die Brüder James und lan Skelly sowie die Bandkollegen Nick Power, Bill Ryder-Jones, Lee Southall und Paul Duffy (keiner ist älter als 23 Jahre) jedes Musikgenre ab, das sich ihnen bietet – vor allem aber sich selbst. Songs wie „Secret Kiss“ oder „Don’t Think You’re The First“ klingen so, als würde Winnetou zur Musik von Johnny Cash und den Stooges in den Sonnenuntergang reiten. Wild-West-Flair trifft auf Blues, Krautrock und Folk und wird zu energiereichem Retrorock, mit Orgeleinsatz und Sixties-Psychedelica. Heißa! Und Englands Musikpresse jubelt nach mehr als 100.000 verkauften Exemplaren des Erstlings erneut im Kollektiv ob der innovativen Stilmixtur – aber vielleicht muss man erst tristes Dorfleben durchleiden, um die Sehnsucht nach dem vermeintlich wahren Leben mit solcher Intensität vertonen zu können. Nick Power jedenfalls sind die Lobhudeleien fast schon peinlich: „Keiner von uns kann sagen, wo die Inspiration herkommt“, sagt der Sänger. „Wir hören alles und jedes, lieben Chartradio wie die Plattensammlung unserer Eltern. „Einen gemeinsamen Nenner hat die Band dann doch. „Oasis sind die Größten, da sind wir uns einig“, so Power. „Sie sind für mich die einflussreichste britische Band der letzten zehn Jahre, auch wenn sie mit ‚Standing On The Shoulder Of Giants‘ eine Frechheit abgeliefert haben.“ Wie hat der eigene Erfolg das Dorfleben verändert? „Früher“, so Power, „hat es keiner mitgekriegt, wenn wir rumsaßen und unsere Tüten rauchten. Heute weiß das ganze Dorf, auf welches Kraut wir stehen.“

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