Big in Japan
In Hamburg fing alles an, heute gehört den Punktes die halbe Welt. Kommt einem das nicht bekannt vor?
Man kennt das ja: Klassiker der Rockgeschichte. Zeitlos omnipotent und deshalb eine prima Geschäftsgrundlage für allerlei befremdliche Projekte. Die Beatles wurden bereits häufiger aus dem Sarg gezerrt, sei es von Symphonieorchestern, die „Let It Be“ vollends vergeigten statt wörtlich zu nehmen, oder von Disco-Übeltätern wie Jaap Eggermont, dessen Stars On45 Anfang der 80er Jahre ein Beatles-Medley im manisch heiteren Tscha-Bumm-Sound verbrachen. Unschön.
Nun also die Punkles. Beatles-Songs als Punk-Reißer. In Fernost steht man drauf, Passagiere der Japan Airlines können die vier Hamburger sogar im On-Board-Programm genießen. Eine typische Geschmacksverirrung im Land des untergehenden Rock’n‘ Roll? – das ja immerhin nicht zu Unrecht den Ruf genießt, ein Dorado abgehalfterter Altstars und debiler Pop-Acts zu sein. Nicht ganz. Oder eigentlich: überhaupt nicht. Denn die Punkles machen schlichtweg Spaß und das schon seit 1998, als ihr selbstbetiteltes Debüt erschien. Seitdem spielen sich Joey Lennon, Sid McCartney, Captain O’Harrison und Markey Starkey durch das Repertoire der fabulösen Vier, zitieren auf ihren mittlerweile fünf Alben munter die LP-Artworks der Liverpooler, wobei sie in der Tradition der Beatles-Parodisten The Rutles vorgehen. help! wird mal eben zu punki, meet the beatles zu beatthe punkles, während das aktuelle Werk PlSTOL optisch wie nominell an Revolver angelehnt ist. Ein „rotes Album“ gibt es übrigens auch, es heißt THE punkles 1998 -2003 und schaffte gar den Einstieg in die japanischen Top 50. Eifrige Beatles-Fans werden auch unser „Butcher Photo“ wiedererkennen…
Wann kommt der erste Film in die Kinos? Wann wird Amerika erobert? Wann lernt Joey in Japan seine künftige Frau kennen? Und wann gesteht Sid einer verdutzten Öffentlichkeit, LSD genommen zu haben? Zumindest die erste Frage lässt sich konkret beantworten: „The Magical Punk Rock Tour“ soll noch in diesem Jahr auf DVD erscheinen, wobei zu hoffen bleibt, dass die Punkles dabei künstlerisch stringenter zu Werke gehen als ihre englischen Vorbilder. Immerhin war die „Magical MysteryTour“ der erste Flop der Beatles, quasi der Anfang vom Ende. Das könnte dann der Schlusspunkt der Punklemania sein. Wäre doch schade.