Thom Yorke: Verweigert sich allem und jedem – und hat trotzdem Erfolg damit


Mal ehrlich: Fast jeder andere, der ein Album wie OK Computer (1997) zustande bringt und damit den großen Jackpot der Popmusik knackt, würde auch genau so weiter machen und die einmal bewährte Erfolgsformel so lange ausreizen, bis er nicht mehr weiß, wohin mit all den Dollars, goldenen Schallplatten und Rockstar-Statussymbolen. Nicht so Thom Yorke. Der Radiohead-Frontmann bleibt sich und seiner musikalischen Mission treu. Das schmächtige kleine Männchen aus Oxford nutzt den in elf Jahren Radiohead aufgelaufenen Reichtum und die finanzielle Unabhängigkeit, die sich aus eben diesem Reichtum ergibt, um in größtmöglicher geistiger Freiheit ganz einfach Kunst zu machen und seine musikalischen Fantasien ohne irgendwelche kommerzielle oder sonstige Kompromisse auszuleben – zum Beispiel auf teilelektronischen Alben wie Amnesiac (2001), die so wild, krude und abenteuerlich sind, dass sie sich auch für geübte Lauscher an der Grenze zur Unhörbarkeit bewegen. Trotzdem (oder vielleicht gerade) werden sie von der Kritik weltweit in den Himmel gelobt und avancieren zu internationalen Bestsellern. Ein Beispiel, das Schule machen sollte: Mehr Kunst, weniger Kommerz, und die heutige Rockmusik wäre gleich viel spannender. Und sein Frisuren-Problem, das ihn mal blond, mal rot und mal schwarz zeigt, hat er inzwischen auch gelöst.

Danke dafür: Yorke nennt Tony Blair einen Lügner und George W. Bush einen Dieb was ihm in den USA tonnenweise Hasspost beschert.

Was er uns beschert hat: Meilensteine wie The Bends (1995) und OK Computer (1997) – und wunderschöne Konzerte wie im Herbst 2003. Yorke gibt uns den Glauben an die Rockmusik als sich weiterentwickelnde Kunstform zurück.

Das wollen wir als nächstes von ihm sehen: Yorke kandidiert für das Amt des britischen Prime-Ministers, lässt alle Popstar-Kandidaten verhaften und ernennt die Beatles zum Weltkulturerbe. Die Monarchie wird abgeschafft.