Coachella-Festival. Indio, Kalifornien
Nie, nie, nie hätten sich die Pixies wiedervereinigen dürfen.
YEEHAAA! Die Pixies sind wieder auf Tour!!
Es war und ist die Band, bei der sich alle einig sind: Einst, in einem Amerika von Ronald Reagan und George Bush, als Rock ein Synonym für Van Haien. Richard Marx und Bon Jovi war, lieferte „the stupid little band“, wie Black Francis seine Pixies gerne nannte, mit seinen trockenen, harten, explosiven Songs eine Alternative, die alle Punks. Hippies. Goths und College-Kids einte, die sich in den Mainstreamverirrten 80er Jahren einen letzten Rest Verstand bewahrt hatten. Und auch heute gibt es, was die Pixies betrifft, einen breiten Konsens: Erstens war die Reunion dieser Band, deren legendärer Ruf auf so viel Mythos beruht, eine Fehlentscheidung, die mit nichts zu entschuldigen ist. Zweitens, und auch da waren sich alle einig, musste man trotzdem um jeden Preis dabei sein, wenn die Pixies ihre triumphale Rückkehr auf die Bühne feiern würden. Lange im Voraus waren die über 60.000 Karten für den Samstag am Coachella-Festival vergriffen, und unter den erwartungsvollen Journalisten, die in der VIP-Lounge nach den besten Plätzen suchten, tummelten sich bei knapp 40 Grad im Schatten auch zahlreiche Künstler – darunter Wayne Coyne und Stuart Murdoch -, die eigentlich erst am Sonntag auf die Bühne mussten. Der große Moment kam um 19:20 Uhr nicht lange nach einer „Pressekonferenz“, bei der ein um die Augen geschminkter Black Francis im Kreise seiner Lieben schüchterne Fragen [„Wie wollt ihr verhindern dass es auf Tour wieder Streit gibt?“, „Habt ihr neue Songs?“) mit einem selbstgefälligen Grinsen knapp be-‚ antwortet hatte LWir lesen jeden Abend Harry Polier“, „Wir haben einen neuen Song, aber der ist geheim „] -, als‘ 1 die letzten Sonnenstrahlen das von Palmen gesäumte Feld in oranges Licht tauchten: Wie selbstverständlich traten die vier ungleichen Partner erstmals seil fast zwölf Jahren wieder vor ein Open-Air-Publikum und wurden so enthusiastisch empfangen, dass David Lovering ein Foto: von der Menge machte, noch bevor der erste Song be-: gann. Und spätestens nach sechs Minuten und drei furiosdruckvollen Titeln, als die Band fast ohne Pause von.. Isla-De Encanta“ in das Intro von „Wave Of Mutilation“ galoppierte, war klar, dass die Pixies 2004 noch besser sind als.: je zuvor. Nie wirkte das Zusammenspiel von Santiagos schneidend klarer Gitarre, Deals wummerndem Bass und Loverings präzisem, dynamischem Getrommel so mühelos, und lange nicht mehr wirkten alle Beteiligten dabei so glücklich. So groß war die Euphorie auf der Bühne und davor, dass die Pixies zu Höchstform aufliefen – am Ende von „Vamos“ warf Lovering Santiago einen Drumstick zu, damit der seine Gitarre in ein endloses Feedback prügeln konnte – und das Publikum bereits Szenenapplaus spendete, wenn sich Kim Deal nur eine Zigarette zwischen die Lippen schob. Zu gewinnen haben die Pixies heute nur noch Geld, ihrem Ruf aber werden sie in dieser Form nicht schaden.
