The Good Life Berlin, Magnet Club
Teil eins: Postpunk, aber richtig: Pause: Q-Tips-Brandrede: Teil zwei: Artcore, groß.
Bisweilen gibt es Bands, denen schießen wir Lorbeeren vor, ohne auch nur einen Ton von ihnen gehört haben. Weil sie einen so schönen Namen haben, wie beispielsweise Dogs Die In HotCars. Oder weil sie auf dem Label unseres Vertrauens erscheinen. Wie The Good Life mit ALBUM of THE year. Und dann macht das auch nichts, wenn das Quartett aus Oklahoma live erst mal obskure alte Stücke spielt, dreckig und eckig. Den vielleicht 150 Leuten im locker gefüllten Magnet Club war’s recht. Denn wer kommt, um The Good Life zu sehen, der kennt das Vorschusslorbeerenlabel Saddle Creek, der kennt den Sänger Tim Kasher von Cursive und die Bassistin Stefanie Drootin von Azure Ray. Aber als man sich gerade an den mal wütenden, mal waidwunden Postpunk gewöhnt hatte, da hielt Zottelbart Kasher jäh inne, um eine lange und leidenschaftlich verplapperte Rede zu halten. Nicht gegen den Irak-Krieg oder so. Sondern gegen Q-Tips. Genau, gegen diese heimtückischen Wattestäbchen zur Ohrenreinigung. Sie sind ein Werk des Teufels, das wissen wir nun. Was auch immer Kasher zu dieser Attacke bewogen haben mag – sie markierte einen Wendepunkt, wenn schon nicht in unser aller Leben, so doch im Verlauf des Abends. Denn nun, so kündigte Kasher an, würden andere Saiten aufgezogen und arschtretender Artcore gespielt. Und siehe da, es wurde Licht. Mit so smarten und herzergreifenden Nummern wie „Lovers Need Lawyers“ und „Notes In His Pocket“ vom aktuellen album of the year wurde dem Publikums sein guter Wille zurückgezahlt. Mit Zinsen! Und Rhythmuswechseln! Und Melodien! Und so schaurig traurigen Geschichten über Enttäuschung und Frustration, wie sie selbst Conor Oberst und seine Bright Eyes kaum besser hinbekommen. Wenn es überhaupt etwas gegen Good Life einzuwenden gibt, dann die stimmliche Ähnlichkeit mit The Cure: „Die Leute sagen, ich klinge wie Robert Smith „, entschuldigt sich Kasher so unprofessionell, dass es schon wieder sehr, sehr nett ist: „Ich habe ihn nie getroffen. Ich finde sowieso, dass ich eher wie Kermit klinge. Aber den habe ich auch nie getroffen.“
Und da fällt uns erst sein knallgrünes T-Shirt auf.