Stille Kraft voraus
Miles sind erst mal auf Eis gelegt. Tobias Kuhn hat sich derweil in Monta verwandelt -und lässt es wunderschön ruhig angehen.
Mit 29 hat der Mann schon allerhand zustandegebracht. Hat Schallplatten hergestellt, die eine gewisse Pausbäckigkeit mit Indiepop de luxe verbanden, und solche, die über eine eingebaute Showtreppe und eine glamouröse Sitzgruppe verfügten. THE day I vanished und schlicht miles heißen die erwähnten Tonträger, es folgte don’tletthe cold in, und dann war erst mal Sense.
„Miles sind auf Eis gelegt“, erklärt Tobias Kuhn, Sänger und Songschreiber, und ist nicht nur deshalb chronisch am Hadern. „Vor ein paar Wochen ist Gilbert ausgestiegen, das ist nach zwölfjahren Miles schon ein komisches Gefühl. Unser Labet steht vor der Insolvenz, und ich habe keine Lust mehr auf irgendwelches Theater mit irgendwelchen Vorschüssen deshalb müssen Miles jetzt pausieren. Dafür bin ich zu lange dabei, um noch an den ganzen Hokuspokus von wegen ‚Künstler aufbauen‘ zu glauben. Das ist alles so ein Mindfuck, ich weiß gar nicht, warum die das immer wieder so hindrehen in dieser Branche.“
Tobias Kuhn spricht wohlüberlegt, redet klug und weiß, was er will. Und vor allem, was er kann wie wenige in diesem Land: wunderbare Lieder schreiben.
„Letztes Jahr hab ich mal für drei Wochen Medizin studiert, das wollte ich schon immer. Aber ich hab sehr schnell festgestellt, dass die Musik längst eine zu große Rolle spielt in meinem Leben, als dass ich nur noch halb so viel Zeit damit verbringen möchte.“
Wo „das mit der Musik letztendlich hinführt“, weiß Tobias nicht. Aber einen fabelhaften Zwischenstand gibt es zu vermelden. Unter dem Namen Monta hat er nach der always altamont-ep mit where circles begin sein erstes Album aufgenommen, Lieder von bestechender Langsamkeit und funkelnder Melancholie. „Das war eine ganz andere Herangehensweise; ich hatte keine Band, hab anfangs nur ein paar Griffe auf der Gitarre, ein paar Akkorde auf dem Klavier gespielt und nebenbei dazu gesungen. Irgendwann ist ein Lied daraus geworden. Keine Idee wurde verwässert, ich musste nicht gleich immer ins Detail gehen und vor allem: keine Kompromisse machen.“
Das hört man where circles begin an. Die Songs sind zugleich konzentriert vertrödelt und wach arrangiert, und wieviel Talent in Tobias Kuhn steckt, kann man auch in den Sekunden dazwischen hören: Selten zuvor wurde a-Moll ein so goldener Kranz geflochten wie zwischen „This Is My Lie“ und „The Awakening“; Martin Gore (Depeche Mode), der die meisten seiner Songs in Moll schreibt, wäre stolz auf Tobias. Kann man auch sein, auf einen, der sich weigert, damit anzufangen, aufzugeben.