Plattenschrank
Townes van Zandt – The Late Great…
CALEB: Townes Van Zandt höre ich seit zwei Jahren. Adam Green hat mich da drauf gebracht. Beim Texten für unsere Platte hab ich nichts anderes gehört. Er erzählt die tollsten Geschichten überhaupt. Alles ist so pur. Seine Stimme ist so wackelig und kaputt – er kann nicht so gut singen, haha. Das gefällt mir, weil man sich so ganz auf die Geschichten und die Musikalität konzentriert. Ich mag Country-Musik sowieso, und das waren einfach gute Countrv-Songs.
Er war schwerer Alkoholiker.
CALEB: Vielleicht zittert deshalb seine Stimme so. Ich fühle mich immer zu Alkoholikern hingezogen, ich hab keine Ahnung warum.
Clinic – Internat Wrangler
CALEB: Diese Platte haben wir gehört, bevor wir unseren Plattenvertrag unterschrieben haben. Wir sind mit Kopfhörern durch die Straßen von New York marschiert und haben „Return Of Evil Bill“ gehört. Das hat uns Mut gemacht. Es war kalt und wir hatten Akustik-Gitarren dabei, weil wir auf dem Weg zu Meetings mit ein paar Labels waren. Wir haben in Büros gespielt und bekamen dann sieben Angebote für Verträge. An dem Tag noch haben wir entschieden, dass wir zu RCA gehen würden. New York ist ziemlich überwältigend beim ersten Mal. Ich schmecke noch das Essen … Viele kennen Clinic gar nicht. Die sind ja auch sehr eigen. Entweder man mag sie, oder sie ekeln einen an. Aber dieses Album ist groß.
Nathan, du hast noch gar nichts gesagt.
NATHAN: Keine meiner Lieblingsplatten hat es in unsere Top Ten geschafft. Ray Charles, The Ronettes …
CALEB: Die Ronettes sind nicht in der Liste? Das ist eine Katastrophe.
(Es wird ausgehandelt, Purple Rain von Prince durch eine Ronettes-Platte zu ersetzen)
The Ronettes – Best Of
NATHAN: Diese Musik gibt mir sofort ein gutes Gefühl. Das versetzt dich zurück in diese Zeit. Das klingt nach Poodle-Skirts und Mit-einer-gutaussehenden-Cheerleaderin-auf-dem-Rücksitz-eines-’57-Chevrolets-knutschen. Und der Sound … Phil Spector war ein Genie, was das anging. Eine perfekte Kombination – die Ladys haben den Soul mitgebracht und Phil Spector hat dann seinen Teil beigetragen. Danach kamen sehr viele Kopien und Ronettes-Möchtegerns, was im Endeffekt dazu führte, dass das eine gute Zeit für Musik werden konnte. Doo Wop, oder wie man das nennen will. Ich mag es, weil es so unschuldig und so simpel ist.
CALEB: Eigentlich wollen wir die Ronettes sein. Wir wollen sexy sein …
NATHAN: Da gibt es allerdings zwei Probleme …
CALEB: „How Does It Feel?“ ist ein Riesenhit.
Nathan: Und „Be My Little Baby“ „Be My Baby“, d. Red.], das ist ein fucking großartiger Song.
Johnny Cash – Sunday Morning Coming Down
CALEB: Wie entscheidet man sich für ein Johnny-Cash-Album? Ich weiß es nicht. Ich will nicht albern sein und Greatest Hits sagen. Ich hab gestern die ganze Nacht Cash gehört und da war kein Song von SUNDAY MORNING COMING DOWN dabei. Aber wir haben diese Platte viel gehört. Komisch-fast immer auf dem Weg zum Golfplatz. Da sind gute Songs drauf… allein der Titelsong. Das war in den 7oern, in denen er Schlaghosen, viel Haare, große Koteletten und ein noch größeres Ex-Drogenproblem hatte. Man kann hören, dass er einiges durchgemacht hatte und langsam Licht am Ende des Tunnels sah. Jeder Leadsänger will Johnny sein, ob er es weiß oder nicht. Viele Leute wussten lange nicht, wie gut seine Musik war. Er war radikal.
NATHAN:… und die Texte: „Understand Your Man“ – sowas könnte man heute nicht mehr veröffentlichen. Er redet im Endeffekt davon, seine Frau zu schlagen, wenn sie Dummheiten macht. Er war ein Rebell.
Seid ihr mit Johnny Cash aufgewachsen?
CALEB: Nein.
(In der Halle nebenan tobt ein Soundcheck los. Der Schreiber dieser Zeilen hastet fort, um die Stahltüre zu schließen. Wie sich viel später herausstellt, nutzt Nathan die Gelegenheit, fünf oder sechs mal wie ein Besessener „DAVID HASSELHOFF“ in das kleine Aufnahme-Mikrophon zuflüstern. Kurz darauf sitzen beide wieder mit regungslosen Gesichtern auf der Couch.)
CALEB: Wir waren viel abgeschnittener von Musik als die meisten anderen Leute.
Aber eine Jugend in Tennessee ohne Johnny Cash? Kaum vorstellbar…
CALEB: Nun, mein Vater mochte seine Stimme nicht. Dad war genervt von Johnny Cash. Genau wie von Mick Jagger und vielen anderen. Deshalb haben wir nichts mitbekommen.
NATHAN: Obwohl: Die erste Melodie, die ich Dad auf der Gitarre spielen hörte, war (singt das Riff von „Folsom Prison Blues“,):Du-du-du-dum-dum,die-du-dudel-dum. Haha. Er mochte die Musik schon, aber nicht die Stimme.
The Pixies – Doolittle
CALEB: Wir durften direkt vor ihnen auf einem Festival spielen. Wir haben uns in die Hose gemacht. Aber welche Platte nimmt man da? DOOLITTLE oder SURFER ROSA? DOOLITTLE hatte großartige Momente, die sehr inspirierend waren. Fast jeder ist ja von ihnen beeinflusst. Hör dir White-Stripes-Songs an – Jack White klingt wie Frank Black. Komisch … Jack White-Frank Black. Vielleicht hat er sich deshalb … naja. Das ist jedenfalls wie bei Television – die können dich in den Wahnsinn treiben, aber du weißt, dass sie das absichtlich machen und sich dabei einen runterholen. Cool. Man kann die Pixies nicht genug loben. Der Typ hat 130 Kilo, trägt Klogs und Shirts von GAP – trotzdem der coolste Motherfucker auf dem Planeten.
NATHAN: Die Story – also wie die Band zusammengefunden hat – ist faszinierend. Das war Schicksal. Die mussten mit dieser Kombination von Leuten die Musik machen, die sie gemacht haben. Ein männlicher Bassist oder so hätte nicht funktioniert. Alle waren so unterschiedlich, dass sie perfekt zusammengepasst haben. Sie haben sich ideal ergänzt. Die Musik ist nicht wirklich technisch anspruchsvoll oder total extrem durchdacht, aber wenn sie zusammenspielen, passierte Magie.
CALEB (mit einem anerkennenden Kopfschütteln): Mit einigen Songs wollte er einfach nur seine Freundin zum Lachen bringen…
Patsy Cline – Best Of
CALEB: Jeder liebt Patsy Cline.
In Deutschland ist sie leider nicht sehr bekannt.
NATHAN: Das kann ich schon nachvollziehen. Wenn man nicht in Amerika lebt, versteht man das vielleicht auch nicht. Patsy-Cline-Plarten schreien „Amerika!“ Man denkt an Diners und Milkshakes…
CALEB: … man riecht das Haarspray …
NATHAN: … und billiges Parfüm. Du siehst eine Frau, die Whiskey trinkt, lange bevor das cool war.
CALEB: Sie hat eine der schönsten Stimmen, und dahinter verbirgt sich eine der traurigsten Geschichten. Eine Frau, die, naja, ihren Mann gestanden hat.
„Crazy“ in der Version von Patsy Cline findet sich in jeder Jukebox in jedem „Wafflehouse „Amerikas.
CALEB: Und das ist das Tolle an „Wafflehouse“: dass du immer Patsy Cline finden kannst. Die besten Bars können da oft nicht mithalten. Ihre Stimme ist unsterblich. Es wird nie mehr eine Frau geben, die die Eier hat, so zu singen.
Mason Jennings – Mason Jennings
CALEB: Nur wenige Leute kennen den, auch in Amerika. Er ist ein fantastischer Songwriter und ein toller Gitarrist. Das ist sein Debüt und es ist großartig, von Anfang bis Ende. Wenn du je an den Orten warst, die er erwähnt, dann denkst du nur: (anerkennend) Motherfucker. Er kam zu einer unserer Shows, das war der Hammer.
NATHAN: Er war aus Minnesota. Da gibt es nichts. Er wurde so ein guter Songwriter, weil er da im Nirgendwo saß und seiner großartigen Phantasie freien Lauf lassen musste.
Talking Heads – Remain In Light
CALEB: Die Talking Heads sind einfach brillant. Die waren zu einer Zeit am Start, in der es sehr schwer war, „der Zeit voraus“ zu sein. Aber die waren genau das. Was die für Sachen gemacht haben … Und du hörst seine Stimme, und alle von The Rapture bis Hot Hot Heat sind davon beeinflusst.
Warum gerade dieses Album?
CALEB: Keine Ahnung, das hat Jared ausgesucht. Ich kenne viele Songs hierdrauf gar nicht. (Ruft Jared herbei.) Jared, warum ausgerechnet diese Platte?
JARED (schulterzuckend): Weil sie scheiß-cool ist.
CALEB: Aha. Vielleicht muss ich die mal anhören.