Jetzt mal ganz im Spaß
So stellt man sich das nicht vor, wenn Herren mittleren Alters sich zur Promoarbeit versammeln: Die vier Mitglieder der wiedervereinigten Posies sitzen vor dem Fragensteller, das erste Interview des Tages, alle sind extrem aufgeräumt und zu Scherzen aufgelegt. Besonders Ken Stringfellow, der zunächst unvermittelt über „More Than Words“ von Extreme und David Hasselhoff plaudern mag und auf die Frage nach dem Tour-Dasein mit R.E.M. sich beim -wohlgemerkt nicht anwesenden – Tourmanager erkundigt, ob denn jetzt bald sein „Kaviar und die kambodschanische Muttermilch “ kämen. Kurz: Es herrscht ausnahmslos gute Laune und beredte Vielstimmigkeit.
Und ersteres sogar, obwohl man bei den Aufnahmen zu Second Time Around Anfang 2004, wie Jon Auer sagt, noch „die Hoffnung hatte, daß ein bestimmter Kerl namens George W. Bush nicht wiedergewählt wird , und sich dies in einigen nachdenklichen, politischen Songs niederschlug. Dennoch wundert er sich darüber, daß „die Leute immer wieder danach/ragen. Die meisten Songs drehen sich um wahre Liebe und um Beziehungen. Außerdem schwenken wir nicht irgendwelche Fahnen oder verbreiten Manifeste.“ Vielmehr scheint es den Anwesenden wichtig zu sein, die neu gefundene Vielstimmigkeit – die Songs wurden alle gemeinsam „erarbeitet“ -zu beschwören: „Ich glaube, die Arbeit war noch nie so angenehm wie mit dieser Besetzung. Und das spricht Bände für die zwei“, sagt Stringfellow und meint damit die neuen Mitglieder Matt Harris und Darius Minwalla, und Jon ergänzt: „Dieses Album ist für mich in der Geschichte der Posies einzigartig, weil ich das erste Mal das Gefühl hatte, daß wir uns umeinander kümmern, statt in einem ständigen Wettbewerb zu stehen. Ich habe mich oft gefragt, ob Bands Scheiße erzählen, wenn sie sich aufgelöst und wiedervereinigt haben und dann behaupten, sie hätten nun ihre beste Zeit, wie zum Beispiel die Go-Betweens. Jetzt sind wir an diesem Punkt, und: Es fühlt besser an als je zuvor.“
Das gilt auch für die Arbeit von Stringfellow und Auer am neuen Album der Power-Pop-Legende BigStar: „Eigentlich taten wir mit Big Star ziemlich genau das, was wir auch mit den Posies gemacht hatten, nur mit anderen Leuten „, meint Jon. „Im Studio haben wir uns sogar gestritten wie eine richtige Band, das war schon ein bißchen seltsam. Aber es ist eine tolle Platte geworden.“ Die im Herbst erscheint, ebenso wie die Posies auf deutschen Konzertbühnen Ende Oktober, zusammen mit Teenage Fanclub.
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