Das goldene Zeitalter


Um sich von den Konkurrenten Coldplay abzusetzen, haben Elbow die Politik, den Nachwuchs und Kuba entdeckt.

Kaum hat man Guy Garvey begrüßt, geht er schon daran, etwas grundsätzlich klarzustellen: „Wir fühlen uns jetzt besser als bei Entstehung der letzten Platte. Das ist auch gut so. Es wäre schlimm, wenn die Leute von vornherein denken würden: Guck mal, da ist Gnrvey. Ergibt mal wieder den Jammerlappen!“ DaK der Elbow-Sänger bemüht ist, sein altes Image loszuwerden, hat gute Gründe: Schöner und vor allem erfolgreicher zu trauern, als Kollege Chris Martin das tut, ist zur Zeit kaum möglich…

Um den anfangs durchaus berechtigten Verdacht, Elbow strebten in eine ähnliche Richtung wie Coldplay, zu widerlegen, verzichtet die Band mittlerweile ganz auf Plagiate und setzt lieber eigene Reizpunkte. Einen plakativen Albumtitel wie Leaders Of The Free World hatten sie früher wahrscheinlich eher vermieden. „Ich habe schon immer ein Auge auf das politische Weltgeschehen gehabt“, sagt Garvey (Foto oben: M ittc). „Nicht weil ich Musiker bin, sondern tueil ich es als Mitglied der Gesellschaft als meine Pflicht ansehe, mir eine Meinung zu bilden und diese auch kundzutun. Ich würde aber nie einen wütenden Protestsong schreiben. Gegen Leute wie George W. Bush oder Tony Blair protestiert man am besten, indem man sich über sie lustie macht.“

Auch musikalisch hat sich einiges getan. Bisweilen hört man bei Elbow euphorisch stimmende Melodien und kräftige Rhythmen, die im Einzelfall lateinamerikanische Züge tragen. Das seien womöglich Nachwirkungen eines Konzertengagements auf Kuba, meint der Sänger. „Wir waren nicht zu Werbezwecken dort, sondern auf Einladung des britische)/ Konsuls. Die Angelegenheit diente dem Kulturaustausch. Den bekamen wir dann auch tatsächlich geliefert. Wir spielten am Mittag nach einer Salsa-Band, zu deren Musik Leute von drei bis 93 Jahren tanzten.“ Elbow nahmen den Schwung derungewöhnlichen Überseesause mit ins Studio nach Manchester, wo die Band herkommt.

„Generell“, sagt Garvey über seine Heimatstadt, „halte ich die Musikszene bei uns zur Zeit für sehr gesund. Ich würde sogar sagen, wir leben in einemgoldenen Zeitalter, was Musik angeht.“ Damit die Blüte nicht so schnell wieder dem Ende zugeht, haben Elbow gemeinsam mit ihren Kollegen von I Am Kloot das Label Skinny Dog ins Leben gerufen, mit dem sie den örtlichen Rock-Nachwuchs unterstützen. Die Basisarbeit nicht vernachlässigen – daran dürfen sich die wirklichen Führer der „freien Welt“ getrost ein Beispiel nehmen.

www.elbow.co.uk