Kurz & Live


Okkervil River München, Zerwirk

Es hätte durchaus Gründe gegeben, unzufrieden zu sein: Das Keller-Gewölbe des Zerwirk ist akustisch so unberechenbar, daß die texanische Band selbst in Abstimmung mit dem Publikum zu keinem befriedigendem Sound finden konnte („Sind die Drums zu laut? Ja? Da können wir wohl nichts machen.“); ein Bandmitglied war nicht mitgereist, weshalb Musiker während der Songs Instrumente wechseln mußten, zudem deuteten Ungenauigkeiten im Timing darauf hin, daß wohl wenig geprobt worden war. Daß Okkervil River trotzdem ein ergreifendes Konzert spielten, lag an Will Sheff, der als kraftvoller Poet, sensibler Sänger und feinsinniger Musiker seine Kollegen, die mit großem Ernst in Trompeten bliesen und sich über Mini-Keyboards und Steel-Guitars beugten, mit sicherer Hand durch alte und neue Songs steuerte, die allesamt erschütternd großartig waren. Nach der Show suchten zwei aus Berlin angereiste Mitarbeiter eines Major-Labels das Gespräch mit Sheff, was hoffen läßt, das die Band nicht auf ewig „Geheimtip“ bleiben muß. The Duke Spirit München, Atomic Cafe

Wenn man beim Hören des Albums eine leichte Verwandtschaft mit den zu großartig linkischen Hits fähigen Fiery Furnaces geortet hatte, konnte man sich von The Duke Spirit live schön enttäuschen lassen. Die Engländer schrubben live einen färb- und ereignislosen Blues-Alternative-Wave-Rock daher, den in diesen Zeiten eines Überangebotes von farbigen Bands und ereignisreichen Platten eigentlich niemand brauchen sollte. Zumindest scheinen sie selbstbewußt zu sein: Ohne einen einzigen memorablen Song auf Tour zu gehen, das erfordert Chuzpe.

Turin Brakes München, Eiser Zusatzhalle Nicht viel los heute abend. Die Turin Brakes scheinen die ersten Opfer des Brit-Wave-Hype zu sein. Klar, zu wenig Geschrammel, zu sauber gesungen; keine Klamotten im amtlichen Retrolook. Deswegen ist die erste Ansage von Sänger Olly Knigths wohl kein Schmeichel-Fake: „Thank you for keeping us in a career“ Wie auch immer. Turin-Brakes-Fans sind immun gegen Hype. Sie lieben das Unprätentiöse, brauchen die Dosis aus liebenswerter Melancholie und beschwingt-beseeltem Folk-Pop. Und werden von den Turin Brakes mit Endlos-Zugaben in beste Herbstlaune gespielt. Jürgen liebherr The Dandy Warhols München, Muffathalle Zuschauerschwund auch bei der Psychedelic-Indiepop-Institution aus Portland – da kommen hoffentlich wieder bessere Zeiten, denn den zweijährlichen Freakout mit den Dandys in der Muffathalle möchte man nicht missen. Business asusual auf hohem Niveau auch diesmal wieder, mit ein paar Song-Neuzugängen und „Hell’s Bells“-Cover. Dann droht die Harmonie zu kippen, als Bassistin Zia ganz arglos die Bitte anbringt, bei der Münchner Publikümmer immer hilflos Schulterzucken müssen. „Anybody got any grass for us? Throw it on stage, please. Help us out, cause we’re dryas a fucking desert!“ Lange Pause. Keine Reaktion.. „We’re in Texas, man!“ ruft einer der peinlich berührten Drogenlosen entschuldigend. Courtney Taylor-Taylor läßt’s nicht gelten. „They look good, but they don’t have it where it counts“, grient er Zia an, die vorhin noch das „sexy-looking“ Publikum gelobt hat. Man läßt sich dann nicht lumpen und spielt noch einen gefühlt unendlichen Jam als Zugabe.