11 Fakten über Mozart
1 Er hieß nicht Amadeus. Getauft wurde Mozart 1756 auf die Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Teophilus. Sein Rufname war Wölfgang oder auch „das Wolferl“. Er selbst änderte den griechischen Vornamen Teophilus gelegentlich in „Amadeo“, später meistens in „Amadé“. Wenn er guter Laune war, unterschrieb er mit „Gnagflow“, „Trazom“ oder auch „Mozart, Edler von Sauschwanz“. Die lateinische Form Amadeus wurde erst durch die Plattenindustrie im 20. Jahrhundert popularisiert.
2 Ein Sauschwanz war Mozart wirklich oft, wie seine Briefe belegen – mit einer Mischung aus Furz-Witzen und Dadaismus-Vorläufertum: „o dreck! 0 süsses wort! – dreck! schmeck! -auch schön! – dreck, schmeck! dreck! – dreck! – leck-o charmante! dreck, leck! – das freuet mich! dreck, schmeck und leck!“, schrieb er an seine Cousine, an die auch folgender Rat erging: „gute nacht, scheissen sie ins bett daß es kracht; schlafens gesund, reckens den arsch zum mund.“
3 Er ging mit der Mode. Sein Nachlaß bestand zum größten Teil aus Kleidungsstücken. Seinem Vater schrieb er einmal, er „brenne vor begierde“, die ersehnten goldenen Schuhschnallen aus Salzburg endlich zu erhalten. Und der Baronin von Waldstätten beschrieb er einen roten Frack oder „frok, welcher mich ganz grausam im herzen kitzelt“, so eindringlich („einen solchen frok muss ich haben“), daß er ihn von ihr geschenkt bekam.
4 Er ist „eine der Top-5-Marken weltweit“, weiß Ar™thur Oberascher, Geschäftsführer der „Österreich Werbung“, der die Marke Mozart auf „5,4 Milliarden Euro“im Jahr taxiert. Musik ist nicht der einzige Posten im Portfolio. Feilgehalten werden u.a. Mozart-Strampelanzüge, -Golfsets und BHs, die beim Öffnen die „Kleine Nachtmusik'“ spielen.
5 Die Mär vom schlechtbezahlten Künstler (an dem sich die böse Nachwelt dumm und dämlich verdientl ist längst widerlegt. Für einen Auftritt als Pianist in Prag bekam er 1.000 Gulden (1 Gulden = ca. 30 Euro), das Honorar für die „Zauberflöte“ betrug 900 Gulden. 1784 verdiente er umgerechnet 111.600 Euro. Daß er später hohe Schulden hatte, lag wohl daran, daß er über seine Verhältnisse lebte, Unsummen für eine Luxuswohnung (inkl. Dienstboten, Reitpferd und Billardtisch), Glücksspiel und Kleidung ausgab.
6 Die einzigen „originalen“ Mozartkugeln stellt die Firma Fürst in Mozarts Ceburtsstadt Salzburg her.
Konditor Paul Fürst erfand die Mischung aus Marzipan, Nougat und Schokolade 1890, versäumte aber, sich die Namensrechte zu sichern – weshalb es im 20. Jahrhundert zu einem bayrisch-österreichischen Kugelkonflikt kam. Die Firma Fürst prozessierte gegen Nachahmer, die sich heute mit dem Zusatz „echt“ begnügen müssen. Die einzigen Mozartkugeln, die der Namensgeber selbst gegessen hat, bestehen aus Leber, Zwiebeln und anderen deftigen Zutaten: Leberknödel mit Sauerkraut waren Wolferls Lieblingsgericht.
7 Er macht Kühe nicht glücklich. Auch wenn eine Studie bewiesen haben wollte, daß die Viecher, wenn man sie mit der „Zauberflöte“ beschallt, mehr Milch geben als beim Hardrock von Kiss. Inzwischen räumen die Wissenschaftler ein, daß Mozarts Klänge damals eher die Melker glücklich gemacht haben. Weitere Studien belegen übrigens, daß auch Maulwurfsratten und Tomaten nicht so auf Mozart stehen.
8 Er wurde nicht vergiftet – weder von den Freimaurern (deren Geheimnisse er in der „Zauberflöte“ ausgeplaudert haben soll) noch vom Konkurrenten Salieri, der sich bis ins hohe Altergegen „dieses absurde Gerücht“ verteidigen mußte. Heute sind sich die Mediziner einig, daß die Todesursache rheumatisches Fieber war, eine von Streptokokken verursachte Krankheit, die die Herzmuskulatur schwächt und bei Mozart wohl zu einer Herzentzündung führte.
9 Er wurde nicht bei Regen in einem Armengrab verbuddelt. Der 6. Dezember war, wie man heute weiß, ein schöner, sonniger Tag. Daß es keine prunkvolle Zeremonie gab, lag vor allem an Kaiser Joseph II., der 1790 eine neue Begräbnisordnung verabschiedet hatte, die- aus aufklärerischer Gesinnung- jeglichen Pomp verbot. Daß man für Mozart lediglich ein Begräbnis dritter Klasse wählte (8 Gulden, 56 Kreuzer), war den Schulden des Verblichenen geschuldet. Allerdings wählten zu dieser Zeit etwa 85 Prozent der Wiener diese einfache Bestattungsart.
10 Er war nicht Pop. Daran können weder Falco und der „Amadeus“-Film noch das Rangewanze liberaler Musiklehrer was ändern. Mozarts Vater ermahnte den Sohn, in der Musik „das populare“ nicht zu vergessen. Schon Zeitgenossen waren viele seiner Werke zu komplex. Kein Wunder, daß die wenigen bekannten Mozart-Adaptionen im Pop von Art-Rockern wie Ekseption und Vanilla Fudge stammen und die meisten davon sich auf eine handvoll bekannterer Stücke (40. Sinfonie, Eine Kleine Nachtmusik, Rondo alla turca) beziehen.
11 Er ist Pop, im Zweifelsfall. Denn die Idee von „Klassik“ existierte zu Mozarts Zeit genausowenig wie die selbsternannte bürgerliche „Hochkultur“, die sich jetzt, im 250. Todesjahr, über den „Ausverkauf“ beklagt und ernsthaft meint, man ehre Mozart am besten, indem man seine Stücke ein Jahr lang gar nicht spielt. Dirigent Simon Rattle hat das dankenswerterweise als „phantastisches Feuilletonargument“ bezeichnet. Mozart selbst hätte es mit einem langgezogenen Furz pariert.