Blumfeld, München, Studio 1 im Funkhaus des BR


Letztlich souverän gespielt und wieder überragend gesungen und doch: Der fünfte Mann, er heißt Distanz.

Schnödiödi ist das manchmal, was die Band da spielt. Vor allem Andre Rattay, der trommeü einen ziemlichen Stiefel runter. Nein, stimmt nicht: einen Stiefel, den spielen Status Quo. Rattay spielt nen Halbschuh. Fast groovefrei. Den so steten wie bemerkenswerten Wandel, den Blumfeld bis zum aktuellen Album verbotene fruchte vollzogen haben, durfte und hat man ja auch kontrovers diskutiert. Was jedoch hoffentlich eher wenig umstritten sein dürfte, ist die Tatsache, daß die Hamburger über die Jahre und durch ihren Wandel rhythmisch nicht eben dazugewonnen haben. Ob das ehemals höchst animierend vertrackte Spiel nun Distelmeyers Diktat oder den Personalwechseln innerhalb der Band zum Opfer gefallen ist – keine Ahnung. Fest steht aber, dafi gerade live Stücke wie..Viel zu früh und immer wieder; Liebeslieder und der als Rauswerfer nunmehr abgelöste, deshalb überraschend frühe“.Verstärker“ IWir wollen diesen verschleppenden Break endlich wiederhaben!] darunter leiden. Auch im nicht ganz ausverkauften, dennoch furchtbar schwülen Studio 1 des Bayerischen Rundfunks. Dort rockt und rollt die Band IDistelmeyer:“.Wir sind Blumfeld. Und wir haben Bock'“] dann umso doller, wenn die Zeit dazu kommt und ein wenig bleibt. Der gesanglich einmal mehr bestechende Leader johlt zwischendurch in Rock’n’Roll-Sprache und legt sich mit der bauchigen Westerngitarre wie ein Flamencomusikant in die Kurve, und mit dem grellen Spot von oben schneidet sein süffisantes Grinsen eine Grimasse aus Schlitzen in sein Gesicht, bis er tatsächlich aussieht wie sein Knete-Stellvertreter aus dem „Tics“-Video. Doch die Dynamik oder gerne auch: der Funke, alter Überspringer – den gibt’s nicht geschenkt, nur weil Blumfeld die Leine länger lassen, das wilde Pferd markieren, der Rock den Blues beim Schlawittchen packt. Ein kleines Manko wohl auch, daß das Quartett in neuer Besetzung noch nicht blind eingespielt ist. Lars Precht verpaßt Gesangssätze, Rattays Hi-Hat läuft manchmal neben der Spur. Dann ist aber endlich Schluß mit der Meckerei! Denn am Ende, nach noch einer und noch einer Zugabe mehr und ein paar Zuschauern weniger, denen wohl doch zu wenig Altes geboten wurde, wird endlich lautstark gejubelt: dann hat sich die Distanz, die trotz zuweilen schönstem Pop mit Schmiß und melodiöser Klarheit vor und auch auf der Bühne festgekrallt hat, endlich verkrümelt. Und sonst? Gleich am Anfang gab’s den“.Apfelmann „, gegen Ende gibt Jochen mit“.Der sich dachte“ und“.Die Welt ist schön“ den Barden, an dessen Lippen ein jeder hängt. Alle Spots auf ihn!“.Jochen Dislelmeyer und seine Bond Blumfeld“so waren sieja auch angekündigt worden. Aber kann es sein, daß die da oben und wir hier unten früher schon mal näher beieinander standen? >>>www.blumfeld.net