Einfach immer weitermachen


Draußen tobte der Deutsch-Pop-Sommer 2003, als Klee ihr Debüt unverwundbar veröffentlichten. Der Verdacht, bloß Trittbrettfahrer dieser deutschen Welle zu sein, weicht der Kölner Band seitdem nicht mehr von der Seite; dabei sieht sie sich gar nicht als Teil einer derartigen Szene. „Für uns war immer blöd, daß wir da so hinten drangehängt wurden wir waren ja schon vor diesem Hype da“, sagt Keyboarder Sten Servaes und meint die Zeit, als die Band noch Ralley hieß und zwei Alben lang luftigen deutschen Gitarrenpop produzierte. Ein Autounfall markierte das Ende von Ralley und gleichzeitig den Neuanfang als Klee, die sich erst mal dem Elektropop verschrieben und mit der ersten Single „Erinner Dich“ 2002 sogar einen kleinen Untergrundhit landeten. Danach tourte die Band ausgiebig und nahm in vier Jahren drei Alben auf. „Wir machen ja gerne Musik“, sagt Gitarrist Tom Deininger, „und das, was uns am glücklichsten macht, ist eben, einfach immer weiterzumachen. „Das Studio, in dem die Klee-Songs entstehen, ist in einem alten Backhaus in der Kölner Südstadt untergebracht. Hier, zwischen Heumarkt und Severinstraße, arbeitet die Band an der Musik, hier wohnen Sten und Tom, hier trifft man sich auch mal zu einem Bierchen. „Wir sind beste Freunde“ sagt Sten, „ziemlich viel passiert einfach nebenbei.“

Zum Beispiel die schleichende Veränderung des Sounds: Die zuckersüße, bisweilen erotisch aufgeladene Stimme Suzie Kerstgens steht zwar unverändert im Mittelpunkt, aber die Musik klingt heuer nicht mehr nach Elektroprojekt, sondern vielmehr nach Kollektiv – und so britisch wie kaum eine andere deutsche Band.

„Englische Musik warfür unsere musikalische Sozialisation sehr wichtig“, erklärt Sten. „Was wären wir heute, wenn wir damals nichtThe Smiths gehört hätten?“ Suzie: „Das Persönliche und die Gefühlswelt sind inhaltlich wichtig, und die Musik sollte so organisch wie möglich sein, um das auch transportieren.“ zwischen h IMMEL UND ERDE ist vielleicht tatsächlich das persönlichste, auf jeden Fall aber das romantischste Klee-Album. „Das macht zwar angreifbar, aber man kann nicht everybody ’s darling sein. Wenn man das versucht, geht’s eh in die Hose“, sagt Suzie. Und Klee sind erklärt hoffnungslose Romantiker. Und sympathische Gesprächspartner noch dazu: Sie überlegen lange, antworten ausführlich und durchdacht.

Nun ist wieder Touren angesagt – und danach? Etwa sofort die nächste Platte? Sten: „Das überlegen wir tatsächlich -Musik ist eben unsere große Leidenschaft. „Tom, bislang eher stiller Zuhörer, beugt sich vor, grinst und sagt: „Vielleicht machen wir sogar ein Doppelalbum.“