Musik verbindet
Das Goethe-Institut schickt deutsche Künstler um die Welt, da es vom Auswärtigen Amt heauftragt ist, im Ausland ein aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln und den Kulturdialog zu initiieren. Die erste Konzertreise unter dieser Überschrift unternahm 1972 die Berliner Progrock-Band Agitation Free (das Tagebuch der chaotischen Tour findet sich noch unter www.agitation-free.de:
„Auftritt in Alexandria: Statt der bestellten PA steht nur eine Hi-Fi-Anlage 1,1 zur Verfügung. Obendrein haben wir alle Schlagzeug-Metallteile in Kairo vergessen. […}Zu allem Überfluß fällt der Strom während des Konzerts aus. Ich robbe am Stromkabel entlang, […], derweil bemüht sich Burghard das Publikum auf seinem Apfelsinenkisten&Notenständer-Schlagzeug gut zu unterhatten. “ etc.] In den 80er Jahren wurden die Einstürzenden Neubauten ins Ausland geschickt, und seit einigen Jahren organisiert das Goethe-Institut in der Zentrale in München in Zusammenarbeit mit den 128 Instituten im Ausland mehrmals jährlich Tourneen mit deutschen Klassik-, Elektronik-, Pop- und Rock-Ensembles. „Bei unserer Arbeit geht es nicht um das Propagieren deutscher Kultur, sondern um das Nutzen der deutschen Kultur für den interkulturellen Dialog“, erklärt Jörg Süssenbach, der als Bereichsleiter Musik 1 in der Zentrale des Goethe-Instituts in München für die Organisation der Konzertreisen verantwortlich ist. „Außerdem soll ein positives Deulschlandbild vermittelt werden. Nicht im Sinne von „Kuckt mal, wir sind die Tollsten“ – deswegen sind wir zum Beispiel auch nicht bei Programmen dabei, bei denen es nur um die großen Namen geht. Wir unterstützen keine Tourneen der Berliner Philharmoniker. Wir versuchen eher herauszufinden, welche Künstler und Ensembles etwas Neues entwickeln – ob jemand einen spannenden Ansatz hat.“
Dass der künstlerische Beirat des Instituts die Band Tele für die Afrika-Tournee vorgeschlagen hatte, war kein Zufall. „Bei Tele hört man, daß sie sich mit black music beschäftigt haben „, erklärt Süßenbach. „Man hört Soul, und die Musik ist rhythmusbetont. Ich hatte das Gefühl, daß das vor Ort funktionieren könnte. Mal sehen, ob es auch geklappt hat, ich bin gespannt, was sie in ihrem Bericht schreiben. Aus den Erfahrungen der Künstler können und müssen wir dann wieder lernen.“