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Das Jahr hat begonnen, der Popmusikerberufsstand ist eifrig dabei, für eine Nachfüllung der in der veröffentlichungsfreien Weihnachtszeit leergeräumten Regale zu sorgen. Zum Beispiel die kanadischen Altrokker Rush, die den Produzenten Nick Raskulinecz (Foo Fighters, Velvet Revolver) engagierten, um ihnen ein etwas jugendlicheres Klangbild zu geben. Wie man hört, soll er erfolgreich gewesen sein, aber nachhören kann man das wohl frühestens im späten Frühjahr.
Im zweiten Halbjahr 2007 soll das neue Album der Black Eyed Peas in den Handel kommen. 12 Songs sind bereits aufgenommen, laut Bandchef Will.I .Am sollen jedoch noch „30 oder 4.0 „weitere entstehen. Soziale und politische Themen werden eine prominente Rolle spielen, trotzdem soll es „eine Spaßplatte“ werden: „Wir beklagen uns nicht. Es ist eine Platte zum Nachdenken. Siegreift auf, was in der Welt geschieht. Das hat unser letztes Album nicht getan.“
Praktisch fertig ist die neue Platte der Arctic Monkeys. Am Tag vor Redaktionsschluss dieses Heftes traf Alex Turner in London Dizzee Rascal, um über einen gemeinsamen Song zu sprechen. Die beiden hatten sich im August bei den Festivals in Reading und Leeds angefreundet. Ob die Kollaboration noch aufs Album kommt, ist unklar.
Gäste wie M. Ward, Gillian Welch und Janet Weiss werden auf dem neuen Bright-Eyes-Album CASSAdaga zu hören sein, das am 10. April in den Läden stehen wird. Vorab kommt schon im März eine Sechs-Song-EP mit dem Titel „Four Winds“.
Immerhin schon mal neue Plattenverträge unterschrieben haben Angie Stone und Isaac Hayes, und zwar bei Hayes‘ alter Heimat, dem legendären, 1975 aufgelösten und nun wieder gegründeten Soul-Label Stax. „Ich bin wieder bei Stax, weil noch so viel zu tun ist“, sagte Hayes. „Das ist wie eine Heimkehr.“
Legendär und mythenumrankt ist auch das Dossier, das das FBI in den frühen 7oern über John Lennon anlegen ließ und von dem ein Teil seither unter Verschluss geblieben war, um „die nationale Sicherheit nicht zu gefährden „. Nun hat das FBI die letzten zehn Seiten freigegeben, u. a. „brisante“ Informationen über längst gedruckte Interviews und Gespräche mit linken Aktivisten und Kriegsgegnern. Nachzulesen sind die Dokumente auf der Internetseite des Historikers Jon Wiener: http://www.lennonfbifiles.com. Während Trent Reznor derzeit definitiv am Endmix des neuen Nine-Inch-Nails-Albums sitzt, hat Thom Yorke die Nase voll von den Spekulationen über das nächste Radiohead-Werk: Eine Zeitschrift, die berichtete hatte, die Platte werde die Songs „Videotape“ und „Down Is The New Up“ enthalten, wisse „offenbar mehr als ich selbst. Es macht mich wahnsinnig, dass die Leute solches Zeugerfinden und zu Meldungen aufplustern.“ Vorläufig sei völlig offen, was auf die Platte kommt- und wann sie erscheint. Relativ sicher ist hingegen, dass die Christina-Aguilera-Coverversion „Beautiful“, von der Brett Anderson selbst ein Video gedreht hat (bei Youtube zu sehen), den Weg aufsein demnächst erscheinendes Soloalbum finden wird: „Ich habe mit diesen Songs so lange gelebt, und ich liebe sie immer noch. Das muss wohl was bedeuten „, sagte der Ex-Suede- und Tears-Sänger über das bereits aufgenommene Material. Nichts zum Hören, sondern was zum Sehen plant Madonna: Ihr Regiedebüt „BladeTo The Heat“ handelt auch nicht von ihr selbst, sondern ist eine „Boxergeschichte, frei nach dem Kampf zwischen Emile Griffith und Benny .Kid’Paret 1959 “ (den letzterer mit dem Leben bezahlte, weil der Ringrichter zu spät einschritt). Wann der Film ins Kino kommt, ist noch nicht bekannt. Das Geschäft seines Lebens glaubte der 30-jährige Warren Hill aus Montreal gemacht zu haben, der „das wohl seltenste und wertvollste Rock’n’Roll- und Pop-Kunst-Artefakt der Welt“, die von Andy Warhol produzierten „Scepter Studio Recordings“ von Velvet Underground von April 1966 (von denen es nur zwei Acetat-LPs gibt!), die er für 75 Cents aus einer Ramschldste geklaubt hatte, zum Rekordpreis von 155.401 Dollar auf Ebay versteigerte. Leider teilte ihm der siegreiche Bieter mit, es handle sich um einen Irrtum und er könne sich „kaum das Benzinfürs Auto leisten“. Hill versteigerte die Platte ein zweites Mal; Höchstgebot diesmal: bescheidene 25.200 Dollar.
Eine andere Form der Ausbeutung seiner Vergangenheit findet Lou Reed gar nicht witzig: DerVelvet-Underground-Gründer sagte über das Drehbuch zu dem Film „Factory Girl“ über die Warhol-Muse EdieSedgwick (mit Weezer in der Rolle von Reeds Band), es sei „das widerwärtigste, übelste Zeug von ungebildeten Vollidioten, das ich seit langem gelesen habe“.
Gegen denselben Film geht Bob Dylan (der angeblich eine Affäre mit Edie Sedgwick hatte) gleich juristisch vor: Er glaubt, das unfreiwillige Vorbild für die Figur des Billy Quinn abgegeben zu haben, und möchte erreichen, dass er aus dem Film gestrichen wird.
Auf andere Weise wehren sich die Kaiser Chiefs: Weil Girls Aloud ihren Debüthit „I Predict A Riot“ gecovert, dabei aber die Zeile „borrow a poundfor acondom“ durch, ,borrow a poundfor a phone call“ Ersetzt haben, droht Ricky Wilson mit Rache: „Das ist illegal! Ich werde jetzt auch einen Girls-Aloud-Song covern und lauter schmutziges Zeug singen!“
Mehr Respekt verlangt Noel Gallagher, der findet, dass Green Days „Boulevard Of Broken Dreams“ seinem „Wonderwall“ sehr ähnelt: „Siesollten soviel Anstand haben, mit so etwas zu warten, bis ich tot bin.“
So lange wollte ein Mülltonnenwühler aus dem Bekanntenkreis von TV-On-The-Radio-Gitarrist Dave Sitek nicht warten: Kaum hatte Karen O (Yeah Yeah Yeahs) eine CD mit Demos und einer persönlichen Widmung in Siteks Apartment liegengelassen, standen die Songs schon im Internet. Siteks Erklärung: Ein Freund habe ein paar alte Koffer von ihm weggeworfen, ein anderer habe davon gewusst… Shithappens.
Der neue James Bond ist immer noch recht neu, da sickert schon durch, wer den Titelsong für den nächsten („Risico“) schreiben darf: The Killers. Die Band, so teilten die Produzenten mit, habe „dieperfekte Karrierestufe erreicht, um einen Bond-Song zu machen: Sie haben den richtigen Sound, das passende Aussehen und eine große Anhängerschaft.“
Zumindest karrieretechnisch wäre es für Dot AUison sicherlich hilfreich gewesen, das Duoalbum und die Single „I Wanna Break Your Heart“ zu veröffentlichen, die sie mit ihrem Exfreund Pete Doherty vor zwei Jahren aufgenommen hat. Dem steht leider ihre Nachfolgerin Kate Moss im Weg: Die hat laut Allison dafür gesorgt, dass die Aufnahmen unter Verschluss bleiben. „Zumindest“, sagte Dot, „hatman mir das gesagt.“
Unveröffentlicht bleiben auch die „kompromittierenden“ Aufnahmen und Fotos von Yoko Ono, die ihr (nun Ex-)Chauffeur Koral Karsan in den letzten zehn Jahren gesammelt hat. Zwei Millionen Dollar forderte Karsan laut Ono für die Herausgabe der Dokumente und soll sogar gedroht haben, sie andernfalls umzubringen. Karsan streitet alles ab und behauptet, Ono wolle ihn nur daran hindern, sie wegen sexueller Belästigung zu verklagen.
Kompromittiert hat sich Elton John auf der Bühne in Brisbane: Beim Start seiner aktuellen Australientournee wollte er (nach zwei Stunden Konzert) gerade die ersten Akkorde von „Crocodüe Rock anschlagen, als er plötzlich aufstand, für gut fünf Minuten hinter dem Vorhang verschwand und bei seiner Rückkehr zu den 15.000 Zuschauern sagte: „Ich dachte, ich kotze lieber in die Toilette als in die erste Reihe.“
Nach 20 Tahren und 15 Alben haben sich Dead Moon an Silvester mit einem letzten Konzert in Olympia von ihrer „weltweiten Familie“ verabschiedet. „Wir treten in den Ruhestand“, verkündete Fred Cole auf der Band-Internetseite, deren Server daraufhin für einige Tage wegen Überlastung zusammenbrach.
Ein eigenes Label gegründet haben The Rapture. Vielversprechender Name der Firma, die zunächst vor allem Remixes der Band von ihrem aktuellen Album (und die Vinylversion desselben) veröffentlichen wird: Throne of Blood (kein Hinweis auf eine spätere Ausrichtung auf Splätter-Metal, sondern der Titel eines Akira-Kurosawa-Films).
Einen Versöhnungsversuch unternahm The Game: Um die Streitereien mit 50 Cent zu beenden, lud er den Rap-Rivalen ein, ihm beim Remixen seines Hits „It’s Okay (One)“ zu helfen. 50-Cent-Manager Chris Lighty allerdings lehnte die Anfrage ab, ohne seinen Mandanten überhaupt gefragt zu haben.
Um einen Dokumentarfilm zu drehen, ist M.I.A. (weniger bekannt unteT dem Namen Mathangi „Maya“ Arulpragasam) nach Liberia gereist, war von den dortigen Zuständen, ausgebombten Schulen und Dörfern ohne Wasserund Strom, einerseits entsetzt, andererseits von dem Land begeistert, und will nun noch einen Schritt weiter gehen als Madonna: „Ich liebe Liberia, und ich werde es adoptieren.“
Ein solches Ansinnen dürften Tapes ‚NTapes in bezug auf Australien nicht hegen: Im dortigen Perth wurde ein paar Stunden vor dem geplanten Heimflug derTourbus der Band aufgebrochen; die Diebe entkamen mit Geld, Pässen, Computern (mit Festplatten voller Songskizzen, Fotos und „anderem sentimentalen Zeug“), Instrumenten und Verstärkern.
Einen Rekord der unerfreulichen Sorte haben Incubus aufgestellt: Ihr aktuelles Album LIGHT GRENADES stürzte innerhalb einer Woche in den US -Charts von Platz eins auf Platz 37 ab. Den alten Rekord (von Platz eins auf Platz 21) hatte Marilyn Manson seit 2003 mit THE GOLDEN AGE OF GROTESQUE gehalten.
Eine neue Chance für Bands aller Stilrichtungen, auf die große Bühne zu kommen und bei einem Festival mit den Stars aufzutreten, bietet das Nachwuchsförderungsprogramm von Coca-Cola. Welche 30 Bands sich bei einem der „Coke Music Events“ qualifizieren dürfen, entscheiden die Musikfans per Voting auf www.coke.de – wo man sich ab Februar auch informieren und bewerben kann.
Dem Schritt auf die Bühne folgt idealerweise der Gang ins Studio. Die Chance dazu gibt es regelmäßig beim „Prince Band Support“, das nächste Mal Ende Februar: fünf Tage unter Profibedingungen mit einem versier- J ten Produzenten. Bewerben kann man sich mit einer I E – M ail mit B andnamen und Postanschrift an Service® prince.de bis 11. Februar. Ein Internettip (nicht nur) für Beatles-Fans, die sich an love schon sattgehört haben: Die japanischen DJs Max &. Moritz haben auf ihrer Site www.thebeatleshate.com das „Gegenalbum“ HATE als kostenlosen Download veröffentlicht. Zu guter Letzt mal wieder Neues von Michael Jackson: Der sagte einen geplanten Weihnachtsauftritt in Tokio nicht etwa ab – sondern ließ ihn in den März verschieben .Die Tickets für das G roßereignis (für das keine Gesangsdarbietung geplant war: Jackson sollte der Versammlung lediglich beiwohnen und dem Playback eigener Songs lauschen), kosteten bis zu 2.700 Euro, für die man sich mit dem einstigen King of Pop fotografieren hätte lassen dürfen. Für die Hälfte hätte es immerhin ein signiertes Porträt gegeben. Ob nun in Japan auch Ostern und Pfingsten verschoben werden, ist nicht bekannt. Die Toten der letzten Wochen: Clyde Hankins (verkaufte Buddy Holly seine erste Gitarre und brachte ihm das Spielen bei, 88), Denis „Denny“ Payton (Dave Clark Five, 63), Alex Grimshaw (Legion of Fury, 17, Meningitis), Tom McManamon (The Popes, Pogues u. a., 39, Leberversagen), Iliff Omar Burleson alias Dat Boy O/ D-B-O (Hiphopper, 30, erschossen), Ahmet Ertegun (Adantic-Records-GTÜnder, 83), Rick HaTdy (Gitarrist bei Lonnie Donegan, 73, Autounfall), Frederick John „Freddie“ Marsden (Gerry &The Pacemakers, 66), Dave Mount (Mud-Schlagzeuger, 59, Selbstmord) —