1 The Rifles Robin Hood
Ein großer Popsong muss nicht länger als „Stairway To Heaven “ sein – The Rifles empfehlen sich in zwei Minuten und acht Sekunden als eine der besten neuen UK-Bands.
„Robin Hood war nur ein großartiger Song unter vielen, die auf NO LOVE LOST versammelt waren. Die Ankunft der Rifles war Mitte des Jahres ohne Hype passiert – die britische Band hat nicht eingeschlagen wie ein Komet, sie hat die Erde nach und nach zum Beben gebracht. Die Qualität des Albums war bestechend -NO LOVE LOST wollte nicht in Vergessenheit geraten, sondern wieder und wieder gehört werden. Es ist ein beeindruckend makelloses Statement von einer großartigen neuen Band.
2 Tapes ’n Tapes Insistor
Dass MySpace tatsächlich eine hervorragende Visitenkarte sein kann, zeigte sich 2006 am deutlichsten an Tapes ’n Tapes: Nachdem die Band aus Minneapolis einige Songs auf ihre Seite gestellt hatte, sprach sich ihr Name in Windeseile im Netz herum. Einflussreiche Blog-Autoren und Kritiker lobten die Band völlig zu Recht für ihren lockeren Stil und ihren unverkrampften und heiteren Zugang zum nicht immer unverkrampften und heiteren Genre Indierock. Wie die Single „Insistor“ ist auch das ganze Debüt THE LOON, das im Sommer bei XL erschien, innovativ, super-charmant und ganz und gar eigen. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Album.
3 CSS Let’s Make Love And Listen To Death From Above
Nervös, charmant und extrem stilvoll: CSS aus Brasilien stehen für besten Dancepop.
CANSEI DE SER SEXY, das Debüt dieser Gang aus Sao Paulo, ist der frischeste Impuls, den der tanzbare Indiepop seit M.I.A.s ARULA bekommen hat. Fünf aberwitzig durchgestylte Mädchen haben aus purer Lebenslust mit einem Schlagzeuger Musik aufgenommen, die von 70ies-Funk, 80ies-Artpop, dem zweiten Goldfrapp-Album und Horror-Movie-Soundtracks beeinflusst ist. Aus dem Haufen wepsiger Damen, die fancy Fächer wie Grafik- und Modedesign studiert haben, ist inzwischen auch eine aufregende Liveband geworden: Bei ihren Shows zwischen Tokio, Frankfurt, Paris und L.A. springen CSS ins Publikum, lassen sich goldene Stiefel von den Beinen reißen, wälzen sich auf dem Bühnenboden und bearbeiten Gitarren im Ted-Nugent „Windmühle“ -Style. „In Soo Paolo ist vieles scheiße. Da kann man schnell mal ausgeraubt werden“, sagt Sängerin Lovefoxxx. „Aber wenn du tough bist wie wir, dann geht’s. Dann kannst du es überall schaffen.“
U The Long Blondes Fulwood Babylon
Zeige mir die Qualität deiner B-Seiten und ich sage dir, wie gut du bist.
Dieser Song war Teil des langen roten Teppichs aus erstklassigen Singles und B-Seiten, den die Long Blondes im Sommer vor ihrem Debüt-Album ausgerollt haben. Als SOMEONE TO ARIVE YOU HOME schließlich im November veröffentlicht wurde, gab es kaum mehr Zweifel daran, dass das Quintett aus Sheffield zu den außergewöhnlichsten und eigenständigsten Newcomern des Jahres gehörte. Wie schön, dass es mit den Long Blondes mal wieder eine Band gibt, die den omnipräsenten Post-Punk/Pop/Neo-New-Wave musikalisch wie auch inhaltlich um eine weibliche Perspektive bereichert.
5 Duke Special Last Night I Nearly Died
Der Mann aus Belfast lasst mit seinen Songs die Sonne aufgehen.
Peter Wilson, der Sänger und Multinstrumentalist aus Belfast, der hinter Duke Special steckt, hat sich die Kunst des Songwritings „durch Osmose“ angeeignet, wie er sagt: „Ich war nie gut darin, mich an den Schreibtisch zu setzen und zu lernen. Ich hab früher einfach Songs gehört und genau auf die Art und Weise geachtet, wie mit Melodie und Text gearbeitet wurde.“ Inzwischen ist er ein Meister seines Faches-das Debüt SONGS FROM THE DEEP FOREST hat durchgehend so hohe Qualität, dass es Platz 31 der Platten des Jahres im ME erreicht hat. Im März kommen Duke Special auf Tour und musikexpress präsentiert selbstverständlich.
6 Lupe Fiasco Kick. Push
Klug und angenehm bescheiden endlich wieder ein Reimpoet, den auch die Indieszene ins Herz geschlossen hat.
HipHop ist für gewöhnlich so „indie“ wie das Superbowl-Finale der amerikanischen Football-Liga – Talent, Witz, Charme und Intelligenz, sofern vorhanden, verbergen sich unter dicken Hosen, hinter hohlen Gesten, tumben Prahlereien und ritualisiert dummem Geschwätz. All der Schwachsinn, der vielen [und oft auch den besten] kommerziellen Hip-Hop begleitet, ist für Menschen mit Verstand schwer zu schlucken. Dass sich aber neben Kanye West binnen weniger Monate nun schon ein zweiter Künstler Gehör verschafft hat, der einen gänzlich anderen Weg gewählt hat. lässt hoffen, dass das Genre im Wandel begriffen ist. Lupe Fiasco aus Chicago erzählt ungewöhnliche Geschichten und wählt seine Worte mit großem Feingefühl. „Kick, Push“, die erste Single aus dem Album FOOD & LIQUOR, ist ein wunderschöner Song über Skaten und das zugehörige Lebensgefühl.
Band Of Horses Wicked Gil
Musik, die einen die Stille hinter der Musik erfahren lässt.
Ein Hauch von Unendlichkeit weht einen an. hört man die entrückten, gewaltigen Klänge von EVERYTHING ALL THE TIME, dem Debüt von Band Of Horses. Dem Duo aus Seattle ist ein atmosphärisch stimmiges Album gelungen, das auf einer Ebene schwingt, die direkt die Seele anspricht. Vielleicht spürt man all die Lebenserfahrung, die Sänger Ben Bridwell in diese Songs gepackt hat.-..Ich hab in Seattle in Lastwagen geschlafen, als ich obdachlos war“, erzählt er.“.Ich hob zur Belüftung die Heckklappe ein Stück offen gelassen. Eines Morgens ist ein Truck losgefahren und ich bin im Schlafsack mitten im Berufsverkehr gelandet. Mein Zeug war überall verstreut und ich hatte Todesangst.“
Giant Drag Kevin Is Gay
Die Sieger der Herzen ? Giant Drag spielen Slacker-Noise-Rock, als ob die 90er nie aufgehört hätten.
Annie Hardy und Micah Calabrese trafen sich, machten ein paar Mal zusammen Musik,“.und dann hoben wir das gemacht, was niemand machen sollte wir haben, God Only Knows von den Beach Boys gecovert“. erzählt die Sängerin von Giant Drag. Da die zwei Tage, an denen Giant Drag verzweifelt versuchten, den verzwickten Song einzustudieren, den Schlagzeuger und Keyboarder Micah“.fast umgebracht „hätten, begannen die beiden wenig später, eigene Songs zu schreiben. Mit Erfolg: Giant Drag haben mit HEARTS AND UNICORNS ein supercharmantes Debüt eingespielt.
9The Blood Arm The Chasers
Tanzbarer Artrock aus der Mitte einer stetig wachsenden Indieszene in Kalifornien.
Vier Bands haben es 2006 geschafft, mit ihrem Debütalbum die Platte des Monats im MUSIKEXPRESS zu stellen: die Arctic Monkeys, We Are Scientists, The Dirty Pretty Things und in der Januar-Ausgabe, die Mitte Dezember erschien – The Blood Arm. Obwohl LIE LOVER LIE im November ganz still digital veröffentlicht worden war [Online-Stores boten die Songs bereits an, die CD aber kommt erst am 19. Januar in die Regale], hat das Album einen mächtigen Eindruck hinterlassen. Die treibenden Songs mit ihren überraschenden Arrangements, der exzentrische Sänger und die großartigen Artrock-Melodien erinnern im besten Sinne an The Strokes und Franz Ferdinand – The Blood Arm gehören ohne Zweifel zu den besten neuen Indiebands der USA.
Midlake Head Home
Was haben wir vor Midlake gemacht, wenn wir Trost gesucht haben?
Der Sound, den diese ehemaligen Musikstudenten aus Texas entwickelt haben, ist nicht hip, er liegt in keinem Trend und passt überhaupt in keine der vielen hübschen Schubladen, in die sich derzeit ein Gros der aktuellen Veröffentlichungen im Independent-Bereich einordnen lässt. Midlake haben mit TRIALS OF THE VAN OCCUPANTHER eines der zauberhaftesten und tröstlichsten Alben von 2006 eingespielt. Es ist wohl ein gutes Zeichen, dass einem der Gedanke, Midlake könnten mit dem nächsten Album nicht mehr die Erwartungen erfüllen, sonderbar absurd erscheint.
